Für Besitzer der Schweizer und Liechtensteiner Gemeinschaftswährung ist alles im grünen Bereich. Wer Schweizer Franken in Euro tauschen möchte, kann sich entspannt zurücklehnen. Die Dinge nehmen gerade ihren Lauf.
Der CHF bleibt eine Woche nach dem Eintritt in den 60-Prozentbereich in dieser Wohlfühlzone (siehe unten). Die Euro-Käufer, die in der letzten Woche aufgaben den Status Quo zu verteidigen, sind auf dem Rückzug.
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Der Euro wird sich in dieser Woche mit einer Wahrscheinlichkeit von 60% weiter gegenüber dem Schweizer Franken abschwächen. Hintergrund ist der Abwärtskanal. Er zieht den EUR/CHF-Kurs in die Tiefe.
Am kommenden Donnerstag dürfte es dann soweit sein. Der Eurokurs sinkt auf 0,9740 CHF und stellt damit einen Kontaktpunkt mit der unteren Begrenzungslinie des Trendkanals her. Nun wäre ein guter Zeitpunkt Franken in Euro umzuwechseln.
Teufel steckt im Detail
Der Euro hat nach dem zweiten Abwärts-Stoß der Spike-und-Channel-Formation zweimal versucht sich aufzubäumen.
Charttechniker ohne fundierte Kenntnisse haben davon nichts mitbekommen. Sie schauen sich die zwischen dem 13. April und 19. April gebildeten vier Kerzen auf dem Tageschart an, und winken ab:
"Alles Doji-Kerzen, die einen Seitwärtsentwicklung anzeigen. Hier gibt es nichts zu analysieren", so die fatale Fehleinschätzung.
Das erste Aufbäumen fand zwischen dem 13. und 14. April statt. Nach dem Abwärts-Stoß auf glatt 0,98 stieg der Eurokurs auf 0,9846 CHF.
Am darauf folgenden Montag, dem 17. April, übernahm der Franken wieder das Kommando. Er setzte den Euro auf 0,9805 zurück. Dieser Rückgang ist ein Low 1.
Das zweite Aufbäumen brachte den Euro bis 19. April auf 0,9850 hoch. "Euro, du bist ein Schwächling, vor dir habe ich keine Angst", lautete die Antwort des Frankens.
Infolge sank der EUR/CHF-Kurs bis letzten Freitag (21. April) auf 0,9785. Dieser Rückgang ist ein Low 2.
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Ein Low-2-Verkaufsignal ist zuverlässiger als Low-1-Verkaufsignal.
Beispiel
Ich versuche einen steilen Berg mit dem Fahrrad raufzufahren. Allerdings gelingt es mir nicht. Ich muss absteigen.
Am nächsten Tag versuche ich es noch einmal. Es gelingt mir wieder nicht. Ich gebe auf. Diesen Berg können nur die Radprofis rauffahren, sage ich mir.
Etwas zweimal versuchen und dann aufgeben, ist ein menschliches Verhaltensmuster, das überall auftritt. Beispiel Telefonieren: Ich rufe jemand an, die Nummer ist besetzt. Wenig später versuche ich es noch einmal. Es ist immer noch besetzt. Nun gebe ich auf.
Die Regel gilt auch am Devisenmarkt. Kurse werden von Menschen gemacht. Entweder kaufen und verkaufen sie selbst Euro oder Schweizer Franken. Oder sie lassen sich diese Arbeit von Computern und Algorithmen, die sie zuvor programmierten, abnehmen.
Fifty-Fifty oder 60%
Aktuell ist die Euro-Franken-Rate in einer 60-Prozent-Phase, d. h. die Wahrscheinlichkeit eines Rückgangs beträgt 60%. Es ist eine Art Ausnahmezustand.
Die meiste Zeit (an acht von zehn Handelstagen) sind die Wahrscheinlichkeiten für Anstieg und Rückgang gleich groß. Die Akteure am Devisenmarkt sind sich dann einig, dass der vorherrschende Kurs im Großen und Ganzen in Ordnung geht.
Aktuell haben die Käufer des Schweizer Frankens allerdings die Oberhand. Die Euro-Käufer ziehen sich zurück. Einige von ihnen haben längst eingesehen, dass es keinen Sinn macht, den Euro in dieser Phase zu kaufen.
Das sind die, die Al Brooks in seinen Büchern als "Strong Bulls" bezeichnet. Die "Weak Bulls" kaufen den Euro weiter und dürften sich damit die Finger verbrennen.