Die Kursgewinne des Schweizer Franken sind die größten seit sieben Monaten. Die CHF-Käufer haben klar die Oberhand. Der Euro ist eine Inflationswährung mit Abwertungsprofil. Entsprechend hoch sind die Chancen, dass dem EUR/CHF-Kurs als nächstes die sieben als zweite Nachkkommastelle abhanden kommt.
Am Devisenoptionsmakt sind Put-Optionen, mit denen sich beispielsweise Schweizer Exporteure gegen einen stärkeren Franken absichern, teurer als Call-Optionen. Am teuersten ist es Euro-Eingänge zwischen November 2023 und Mai 2024 fallende Euro-Eingänge ins Trockene zu bringen. Wer eine einmonatige oder dreimonatige Absicherung benötig, bezahlt etwas niedrigere Versicherungsprämien.
0,95 ist für den EUR/CHF-Kurs in Reichweite, nachdem er auf den tiefsten Stand seit einem halben Jahr absackte. Aus charttechnischer Sicht gibt es für den Euro nichts zu beschönigen. Ganz gleich, ob man sich ein Diagramm für ein Jahr, fünf Jahre oder 15 Jahre anschaut: Der Kurs fließt stets von links oben nach rechts unten.
Deutsche Bank sieht Euro-Comeback
Ein Fortsetzung der Stärkephase des Franken steht der Deutschen Bank zufolge nicht auf der Agenda. Gemäß ihre aktuellen Prognosen wird sich der Euro bis August auf 0,99 CHF und bis November 2023 auf 1,00 CHF erholen. Die Konjunkturaussichten für die Schweiz seien wegen karger Stimmung in den Industrieunternehmen "leicht eingetrübt".
Die Devisenexperten der Erste Group schlagen in die gleiche Kerbe: "In unserem Basisszenario gehen wir vorerst von einem stabilen Euro-Franken-Wechselkurs von rd. EUR 1 in den kommenden Monaten aus." Im zweiten Halbjahr werde der Euro ein nachhaltige Kehrtwende auf 1,01 CHF schaffen und sich dort bis März 2024 befestigen, sagen sie.
Eine harte Nuss, die es zu knacken gilt, sind die Akteure am Devisenoptionsmarkt. Sie hängen momentan ihre Fähnchen für den Schweizer Franken in den Wind. Damit sie in den Euro wechseln, muss die Inflation merklich runterkommen. Die Verbraucherpreise stieg im Euroraum zuletzt mit einem jährlichen Tempo von 7%. Die Schweiz kommt hier auf einen Wert von 2,9%.
Die Zeit für eine Erholung des Euro ist noch nicht gekommen. Einstweilen dominieren die Schweizer-Franken-Käufer. Daran wird sich so schnell nichts ändern, als der EUR/CHF-Kurs bei der wichtige horizontalen Unterstützung 0,98 durchbricht. Es wäre töricht sich darauf verlassen, dass eine weitere Unterstützung, die bei 0,9740 ist, halten wird.
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Umgekehrt könnte bei folgender Kursentwicklung Entwarnung gegeben werden. Sie wäre ein Silberstreif am Horizont für die Gemeinschaftswährung: Der Eurokurs gewinnt mit einem Anstieg zurück über 0,98 CHF neue Dynamik. Nun wäre ein Ausbau der Gewinne bis Juli 2023 auf 1,00 CHF angezeigt.