Der Schweizer Franken reagiert mit prompter Aufwertung bei einem US-Zahlungsausfall. Längerfristig hat der Euro das größere Potenzial. Kommt es zu einer Achterbahnfahrt des EUR/CHF-Kurses?
US-Staatsanleihen (Treasuries) sind der Schmierstoff des globalen Finanzsystem. In Amerika ansässige Geschäftsbanken hinterlegen die Papiere als Sicherheit (Collateral) bei "ihrer Fed" (der US-Notenbank), um Zentralbankgeld zu ziehen.
Auch Banken im Ausland können Treasuries bei ihrer Notenbank in der Regel hinterlegen. Das ist ein Grund, warum die Papiere trotz der massiven Verschuldung des US-Bundeststaates (130% des BIP) so beliebt sind.
Bei einem Zahlungsausfall wäre die Dominanz von Treasuries dahin. Die USA würden sich zwei Eigentore hintereinander schießen. Denn auch ihre Leitwährung, der US-Dollar, bekäme eine richtige Abreibung.
Der Schweizer Franken dürfte dann seinen Anteil an den weltweiten Währungsreserven von aktuell 0,21% verdoppeln. Mehr wäre nicht drin. Die Schweiz ist zu klein, der Markt für eidgenössische Bundesobligationen winzig.
Der Euro kommt auf 19%, der US-Dollar auf 54%. Bei einem US-Zahlungsausfall dürfte der Euro seinen Anteil wieder Richtung 30% steigern. Der US-Dollar würde unter 50% abrutschen. Für solche Veränderungen braucht es allerdings Jahre.
Fazit:
- In den Wochen und Monaten nach einem US-Zahlungsaufall würde der Schweizer Franken stärker profitieren. Anleger suchen reflexartig einen sicheren Hafen.
- Längerfristig ist der Euro stärker gefragt. Er spielt seine Größeneffekte aus.
Die USA werden allerdings ihre Treasuries und den US-Dollar nicht zu Ramsch machen. Das würde zu einem Wohlstandsverlust für US-Haushalte führen. Sie müssten höhere Zinsen und höhere Preise auf die vielen Importwaren bezahlen.
Hartgesottene US-Abgeordnete, die in einen Zahlungsausfall gehen wollen, verlören bei den nächsten Wahlen ihren Job.
EUR/CHF
Für den Wechselkurs des Euro zum Schweizer Franken ist der Schuldenstreit daher von geringer Relevanz. Die USA werden auch künftig Schulden machen und den globalen Finanzmärkte Treasury-Schmierstoff geben.
Tatsächlich ist für die kommenden Wochen ein Anstieg des Euro gegenüber dem Schweizer Franken angezeigt. Spätestens im Herbst wird es dann für den EUR/CHF-Kurs wieder nach unten gehen.
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