Probiert der Euro im Mai zu steigen – oder erst im Juni?
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Probiert der Euro im Mai zu steigen – oder erst im Juni?

Schon jetzt handelt der Euro zum Schweizer Franken so niedrig wie seit dem 15. November 2022 nicht mehr. Der Eurokurs wird von einem Abwärtstrend langsam in die Tiefe gezogen. Er versucht, dem CHF so gut wie es geht Paroli zu bieten. Damit darf er nicht aufhören. Ansonsten würde er plötzlich in die Tiefe gerissen.

Der Euro sank am Freitag im europäische Vormittagshandel auf 0,9725. Tages- und Wochenschluss waren mit 0,9745 auf dem tiefsten Stand seit sechs Monaten. Damals steckte die Schweizerische Nationalbank (SNB) dahinter. "SNB-Vize schließt weiteren Zinshammer nicht aus", hatte der Blick getitelt.

Es ist müßig, darüber zu spekulieren, was dieses Mal hinter der Stärkephase des Schweizer Franken steckt. Es könnte wieder die SNB sein. Sie wird aller Voraussicht nach im Juni den Leitzins um 0,50% erhöhen. Das steht im Kontrast zur Europäischen Zentralbank (EZB), deren letzter Zinsschritt 0,25% betrug.


Exkurs: DM-Faktor im Euro schwindet

Man kann die Notwendigkeit eines schwächeren Euro zum Schweizer Franken vom Konjunkturausblick ableiten. Für Europas größte Volkswirtschaft brechen nach den Achterbahnjahren lethargische Jahre an. Dies geht aus einer Analyse des ifo-Geschäftsklimaindex hervor.

Nach den schwankungsstarken Auf und Abs der letzten sechs Jahre ist der ifo-Geschäftsklimaindex dabei zu moderieren. 2017 war Deutschland in einer Hochkonjunktur. Dann ging es drei Jahre erst langsam bergab und schließlich steil wegen dem Covid-Desaster.

Es folgte die extrem rasche Erholung dank den üppigsten je dagewesenen schuldenfinanzierten Konjunkturprogrammen. Dann ein erneutes Abtauchen. Es war wegen den wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs wiederum sehr tief, allerdings nicht so extrem wie der Covid-Crash.

Inzwischen läuft ein neuer Anstieg. Er bleibt deutlich unter dem Hoch des Post-Covid-Aufschwungs und noch deutlicher unter dem Hoch von 2017.

Zwei Extremwerte, gefolgt von tieferen Hochs und höheren Tiefs sind eine typisches Price-Action-Formation. Sie findet man in Wechselkursen, Aktienkursen und eben auch in Konjunkturdaten. Auch in den Preisentwicklungen von Butter, Kaffee etc. tritt diese Formation regelmäßig in Erscheinung.

ifo Geschäftsklimaindex Entwicklung 2017-2023

Man findet dieses Muster zum Beispiel auch in der Preisentwicklung einer Schweizer Omega Moonwatch. Deren Verkaufspreis in Japan ist wegen des auf ein 40-Jahreshoch gekletterten Franken-Yen-Kurses um 30% höher als im Januar 2021. Hier ist die Achterbahnfahrt noch im vollen Gang.

Deutschland wird aufgrund seiner Exportstärke und der Tatsache, dass seine Güter auf der ganzen Welt stets gut gefragt sind, eine starke Wirtschaft beibehalten. Allerdings kommt von der Binnenwirtschaft Gegenwind. Die geburtenstarken Jahrgänge gehen in Rente.

Deswegen wird die deutsche Wirtschaft in den kommenden Jahren an ihre Hochkonjunkturen 2017 und 2021 nicht herankommen.

Damit sinken die Chancen für den Euro sich gegenüber dem Schweizer Franken zu stabilisieren. Der DM-Faktor im Euro wird kleiner. Lira-Faktor und Franc-Faktor werden hingegen größer.

Gegenüber Währungen aus dem Mittelmeerraum war es für den Schweizer Franken schon immer ein Leichtes, aufzuwerten. Gegen D-Mark und Schilling hatte er es nicht ganz so einfach.

Zum Thema: Wo wird der Euro-Franken-Kurs in 5 Jahren stehen?


EUR/CHF-Ausblick

Kurzfristig ist das Verhalten des Euro-Franken-Kurs an der horizontalen Unterstützung bei 0,9740 entscheidend. Als der Eurokurs im Oktober 2022 an dieser Stelle hochfederte, folgte bis Anfang 2023 ein Anstieg auf 1,01 CHF.

Sollte er jetzt an dieser Stelle durchbrechen, was der Abwärtskanal aktuell anzeigt, fällt er bis Freitag auf 0,9680-0,9690. Er stellt einen Kontaktpunkt mit der unteren Linie des Abwärtskanals her.

Analyse EUR/CHF Kurs - Prognose Wedge Bottom Reversal

Nun ist der Euro an der Reihe Paroli zu bieten. Die Gelegenheit dazu gäbe ihm ein Wedge-Bottom-Reversal. Er würde von untern kommend an das wichtige Niveau bei 0,9740 hochgehen. Jetzt entscheidet sich der Kursverlauf im Sommer:

  • Schafft es der Eurokurs nicht zurück über 0,9740 CHF, ginge es in den 0,96er-Bereich runter.
  • Gelingt es ihm 0,9740 zu überwinden, wäre ein Anstieg auf 0,98-1,00 angezeigt.