In Deutschland, Österreich und der Schweiz bleibt die Produktion der Unternehmen weit unter den Erwartungen. Der Schweizer Franken profitiert davon. Er gewinnt im Mai 2023 an Stärke hinzu, zeigt auch sein charttechnischer Ausblick an.
Schweizer Unternehmen aus der so wichtigen MEM-Industrie mit ihren 300.000 Beschäftigen kommen nicht ungeschoren davon. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) sank im April den vierten Monat in Folge.
"Insbesondere das Produktionsniveau hat jüngst deutlich nachgegeben, nachdem es sich bisher als widerstandsfähig erwiesen hatte", erläutert procure.ch. Rückläufige Auftragsbestände lassen denn auch keine baldige Trendwende erwarten."
Der PMI für Deutschlands Verarbeitendes Gewerbe fällt auf den tiefsten Stand seit Mai 2020. Nur in Österreich ist der Index noch tiefer (42,0 Zähler). Frankreichs und Italiens Industrie erlitten überraschend deutliche Produktionsrückgänge.
Der Euro ist wegen seiner prozyklischen Natur auf gute Vorgaben aus dem Industriesektor stärker angewiesen als der Schweizer Franken. Der CHF ist ein antizyklischer Sicherer Hafen, der von wackelnden Banken profitiert.
An der Börse sind Banken aktuell Schmähware. Bisher kommen die negativen Nachrichten ausschließlich aus den USA. Ob sich Europa einer Bankenkrise entziehen kann, ist allerdings schwer vorstellbar.
Zünglein an der Waage
In den nächsten Tagen gilt es neben dem EUR/CHF-Kurs den Dollar-Franken-Kurs (USD/CHF) im Auge zu behalten. Die Charttechnik zeigt einen Rückgang des USD/CHF-Kurses auf den tiefsten Stand seit Februar 2021 an.
Finanzministerin Janet Yellen warnt davor, dass die vom US-Kongress festlegte Schuldenobergrenze bereits am 1. Juni erreicht sei. Für den US-Dollar bedeutet das Gegenwind. Yellen malte lange Zeit ein zu rosiges Bild und kalkulierte mit zu hohen Steuereinnahmen, wie sich nun herausstellt.
Charttechnisch sitzt der Dollar in der Falle. Hintergrund ist der enge Abwärtskanal, der seit Ende März dominiert. Aus diesem brach der Dollar nach oben aus und gipfelte gestern bei 0,89 CHF.
Der erste Breakout aus einem engen Abwärtskanal scheitert oft. Auf ihn folgen wieder sinkende Kurse. Genau das zeichnet gerade für den USD/CHF ab. Die Wahrscheinlichkeit eines Rückgangs steigt auf 60%.
Wer US-Dollar in Schweizer zu tauschen hat, sollte das möglichste schnell tun. In der nächsten Woche könnten die Dollar bereits ein volles Prozent weniger CHF bringen.
EUR/CHF
Die Ausgangslage des Euro ist unwesentlich besser. Zwar konnte sich EUR/CHF zum Monatswechsel zwischen 0,98 und 0,99 CHF befestigen. Allerdings waren drei der letzten vier Kerzen schwarze, bärische Kerzen für den Euro.
Überdies scheiterte der Euro über der 20-Tage-Linie eine bullische, weiße Kerze zu setzen. Zieht der Devisenmarkt gerade bei 0,99 CHF eine Betondecke ein? Es wäre die zweite. An 1,00 hat sich der Euro seit Februar bereits fünfmal den Kopf gestoßen.
Bei dem kräftigen Anstieg vom 26./27. April von 0,9780 auf 0,9880 könnte es sich daher um eine ordinäre Gegenbewegung in einem Abwärtstrend handeln (Pullback). Auf einen solchen Pullback folgt eine Fortsetzung des Abwärtstrends.
Weiterlesen:
Der Countdown läuft: CHF-Jäger bringen sich in Stellung