In den letzten drei Monaten hat ein gängiger Franken-Kredit bereits mehr als 7.000 Euro Miese gemacht. Seit März schwächte sich der Euro gegenüber dem Franken um 3,4 Prozent ab. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat nun zwei Optionen: Entscheidet sie sich für den großen Paukenschlag, wird's ungemütlich.
Der Eurokurs sank zwischen Anfang März und Juni 2023 von 1,00 auf 0,97 CHF. Auf einen im Jahr 2006 zu einem Eurokurs von 1,55 CHF aufgenommen Franken-Kredit im Gegenwert von von 150.000 Euro wirkt das wie folgt aus:
- Kreditschuld 2006: 150.000 Euro mal EUR/CHF 1,55 = 232.500 Franken
- Kreditschuld März 2023: 1 Euro = 1 Franken = 232.500 Franken = 232.500 Euro
- Kreditschuld Juni 2023: 232.500 Franken geteilt durch 0,97 = 239.691 Euro
- 239.691 Euro minus 232.500 Euro = 7.191 Euro
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) habe ihre Bekenntnis zur "robusten Inflationsbekämpfung" erneuert, sagt die Deutsche Bank. Ziel sei es mit weiteren Zinserhöhungen und dem Verkauf von denen im letzten Jahrzehnt akkumulierten Devisenreserven die Teuerung unter 2% zu drücken.
Der für Franken-Kreditnehmer in Österreich maßgebliche Schweizer Zins Saron liegt aktuell bei 1,45%. Sollte die SNB in der dritten Juniwoche ihren Leitzins erneut um ein halbes Prozent anheben, wäre der Satz bei knapp 2%.
Für den obigen Franken-Kreditnehmer bedeutet ein um ein halbes Prozent höherer Saron eine Mehrbelastung von 1.163 CHF (1.200 Euro) pro Jahr. Zweifelsohne wäre die bessere Variante für ihn ein SNB-Zinsschritt um 0,25%.
SNB-Paukenschlag
Die Inflationsrate in der Schweiz sank im Mai deutlicher als erwartet auf 2,2%. Sie ist damit nicht mehr weit von dem Toleranzbereich der SNB, der eine Teuerung von 0 bis 2% vorsieht, entfernt. Dies spricht dafür, dass es Notenbankchef Thomas Jordan bei einer Zinserhöhung um 0,25% bewenden lassen wird.
Wahrscheinlicher ist jedoch, dass die SNB die Gelegenheit beim Schopfe packen wird, um die Teuerung mit einem Zinserhöhung von 0,50% in ihren mittleren Toleranzbereich zu drücken. Wenn sie die Inflation auf 1% bringt, ist die Schnittmenge mit den ihren gesetzlichen Vorgaben größer.
Damit die SNB auf 1% Teuerung runterkommt, wäre im Juni eine Leitzinserhöhung um 0,50% erforderlich und auf der Sitzung im September ein Schritt um 0,25% geboten. Die Schweiz wäre dann ihrem Ruf (Hort der Geldwertstabilität) einmal mehr gerecht geworden.
Ein Anstieg des Saron um 0,75% bis September wäre für obigen Franken-Kreditnehmer eine geldbeutelwirksame Mehrbelastung von 1.744 CHF (1.800 Euro). Überdies würde der Schweizer Franken weiter aufwerten, womit sich die Buchverluste eines konventionellen Franken-Kredits auf über 10.000 Euro ausweiteten.
Abnabelung mit Folgen
Die Geldmenschen von den Finanzmärkten wollen, dass die Notenbanken den Leitzinserhöhungszyklus möglichst bald beenden. Das Kalkül dahinter: Ende 2023/Anfang 2024 würden bereits die ersten Notenbanken beginnen die Zinsen wieder zu senken. Das würde den Börsen gut zu Gesicht stehen.
Der amerikanischen Leitindex S&P 500 ist in dem längsten Bärenmarkt seit 1948. Die Börsenbarometer der Schweiz (SMI) und Österreich (ATX) sind ebenfalls schwach. Der deutsche Dax steht hingegen recht hoch (Ausreißer).
Notenbanken tun gut daran, dem Drängen der Geldmenschen nicht nachzugeben. Ihre Aufgabe ist nicht, Aktionäre reich zu machen, auch wenn man zwischen 2010-2020 den Eindruck gewinnen konnte, dass sie genau dieser Beschäftigung nachgehen.
Der Schweizerischen Nationalbank kann man noch am ehesten zutrauen, sich nicht zum Spielball der Finanzmärkte machen zu lassen. Nutzt Jordan die Gunst der Stunden, um mit weiteren Zinserhöhungen die Inflation auf 1% zu drücken, wäre das eine doppelte Ohrfeige für Franken-Kreditnehmer:
- Sie hätten höhere Zinsen zu bezahlen.
- Der Schweizer Franken würde sich zum Euro mit beschleunigtem Tempo aufwerten. Hier müsste man mit einem Test des Rekordtiefs von 1 Euro = 0,95 CHF vom September 2022 rechnen.
🔗 Einschätzung Schweizerische Nationalbank, Zinsbulletin Deutsche Bank
🔗 Entwicklung Saron-Zinsssatz, Webseite Schweizerische Nationalbank