Der Schweizer Franken wird von dem sich verfestigenden Ausblick einer halbprozentigen SNB-Leitzinserhöhung gestärkt. Werden dem Euro deshalb die Flügel gestutzt? Oder trotzt er den Zinsen und steigt deutlich über 0,98 CHF?
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) werde am 22. Juni den Leitzins nicht wie allgemein erwartet um 0,25 anheben, sondern um 0,50%. Das sagt ihr ehemaliger Anlagechef, Thomas Stucki, im Gespräch im cash.ch.
Demzufolge kommt es zu dem im aktuellen Ausblick für Franken-Kreditnehmer dargestellten SNB-Paukenschlag. Das wäre Schade für den Euro. Er kletterte am Dienstag auf ein 5-Wochenhoch bei 0,98.
Schweizer Banken haben den Braten längst gerochen. Das zeigen ihre tiefen EUR/CHF-Prognosen.
Devisenexperten der Non-Banks pflichten bei: "Höhere (EUR/CHF-) Kurse sollten unserer Meinung nach mittelfristig weiterhin als Verkaufsgelegenheit genutzt werden", heißt es im Wochenkommentar auf wechselstube.ch.
Auch von der Charttechnik kommen neue, bärische Signale für den Euro. Demzufolge wird der Abwärtstrend, der den Euro-Franken-Kurs zwischen dem 31. März und 30. Mai 2023 von 0,9990 auf 0,9670 (-3,2%) in die Tief zog, fortgesetzt.
Dieser Abwärtstrend ist vergleichbar mit einem Feuer, das nicht richtig ausgetreten wurde. Nun glüht es wieder auf.
Ein Verkaufsignal liegt bisher nicht vor. Die Euro-Shortseller sind vorsichtig: Trotz des Rückgangs in den letzten 72 Stunden ist der EUR/CHF-Kurs immer noch über der 20-Tage-Linie.
Diese 20-Tage-Linie (es handelt es sich um einen exponentiellen gleitenden Durchschnitt, auf den jüngere Kursveränderungen einen größeren Einfluss haben als ältere) fungiert aktuell als wichtige Unterstützung für den Euro.
Bricht der Eurokurs hier durch, wäre ein Rückgang unter 0,97 CHF angezeigt. Sollte er sich hingegen bis zur SNB-Sitzung über der 20-Tage-Linie halten, dürfte der Schaden für den Euro bei einer halbprozentigen Zinserhöhung geringer ausfallen.
Schenkt der Devisenmarkt einem halbprozentigen Zinssschritt keine große Aufmerksamkeit, oder geht die SNB nur um 0,25% hoch, bekäme der Euro noch einmal Wind unter die Flügel.
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