Weil es an guten Euro-Schlusskursen hapert, ist der Schweizer Franken reif für ein Comeback. Mit 1 Euro = 0,9820 CHF könnte sogar das Hoch für 2024 bereits im Kursverlauf drin sein.
Die Karfreitag-Handelswoche verlief zunächst blendend für die Gemeinschaftswährung. Sie verteuerte sich bis Mittwoch auf 0,9820 Franken - dem höchsten Stand seit 27. Juni 2023.
Es folgte ein Rückgang auf 0,9725. Dies führte zu einer schwachen Euro-Wochenkerze, der drittschwächsten in diesem Jahr.
Sie bildet mit dem Wochenschluss vom 30. Juni 2023 eine bärische Double-Top-Flagge und signalisiert Abwärtspotenzial.
Saisonalität und Börsenzyklen Achtende legen dem Euro noch Folgendes als Schwäche aus:
Das erste Mal knickte der Euro zum Franken genau Jahresmitte 2023 ein, das zweite Mal zum Quartalsende.
Auf dem langfristigen Monatschart gewinnt der Euro nach Februar auch den März. Aber auch hier gibt es gemäß Price Action etwas auszusetzen. Drei Alarmsignale blinken:
- Dem Eurokurs gelingt es nicht über dem 20-Monate exponenziell geglätteten, gleitenden Durchschnitt zu schließen (blaue Linie).
- Die auf dem Candlestick-Chart Hoch, Tief, Eröffnung und Schluss abbildende Kerze für März war nicht so bullisch für den Euro wie die für Februar. Ihr Strich/Docht dokumentiert: Bei 0,98 finden substanzielle CHF-Käufe statt.
- Der erste Ausbruch nach oben aus einem engen Abwärtskanal scheitert in der Regel.
Fazit
Die Konstellation ist brisant: Wegen der überraschenden Leitzinssenkung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) sind auf Zinsdifferenzen achtende, fundamentale Akteure bereit, im 2. Quartal Euro-Positionen aufzubauen.
"Ihr seid zu spät", sagt die Price Action. Sie nimmt einen Contrarian-Approach zur vorherrschenden Meinung, dass weitere SNB-Zinssenkungen den Schweizer Franken abschwächen, ein.
Auf welcher Seite man steht, ist Geschmackssache: Der in dem Bestseller über die erfolgreichsten Trader der Welt interviewte Jason Shapiro müsste wohl nicht lange nachdenken...
Hintergrund:
In den ersten vier Monaten des Jahres wird mit einer Wahrscheinlichkeit von 90% entweder das Jahreshoch oder das Jahrestief gebildet.
Weil der EZB-Chefökonom Philip Lane für die zweite Jahreshälfte eine Reihe von Leitzinssenkungen angekündigt hat, wird der Euro bis dahin auch einen schwereren fundamentalen Stand haben.
Das spricht für die These, dass die 0,98 beim EUR/CHF-Kurs das Jahreshoch sein werden.
Der längerfristige EUR/CHF-Ausblick 2027
25.07.23 06:38
Der längerfristige Ausblick zeigt einen Rückgang des Euro auf 0,84 CHF bis 2027 an. Die Schweiz ist wirtschaftlich erfolgreich, die Eurozone nicht.
Der Eurokurs bricht aktuell die Marke 0,96 CHF durch. Damit wird die Euro CHF Entwicklung so tief gehandelt wie seit 30. September 2022 nicht mehr. Es sind größere Kräfte am Werk. Um wie viel wird der CHF von hier an stärker?
"Die Eurozone fährt im Rückwärtsgang durch den Sommer", meldet die Zeitung Finanz und Wirtschaft. Dieser wirtschaftliche Schrumpfkurs veranlasst offenbar Marktteilnehmer in den Schweizer Franken zu wechseln.
In Europas größter Volkswirtschaft geht die Industrieproduktion so stark zurück wie seit der Covid-Pandemie nicht mehr. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) für die deutsche Industrie sinkt auf 39 Zähler. Das ist ein extrem schlechter Wert. Der PMI für die Eurozone ist mit 43 Punkten etwas höher.
Ohne das Wachstum der Dienstleister wäre der Euro-Franken-Kurs wahrscheinlich schon irgendwo zwischen 0,90 und 0,95. Aber auch hier gibt es einen Abwärtstrend.
Stärkste Währung der Welt
"Der Schweizer Franken ist die stärkste Währung in diesem Jahr", meldet der Finanzdienst Bloomberg. Zwar konnte auch der Euro gegenüber vielen Währungen zulegen. Er hat es aber nicht so gut gemacht wie der Franken.
Schweizer Franken und Euro verhielten sich in der ersten Jahreshälfte zueinander wie der Franken zur Deutschen Mark. Die D-Mark war bereits ziemlich gut. Der Schweizer Franken war ihr aber immer um eine Nasenlänge voraus.
Im Gegensatz zur D-Mark fehlt dem Euro das Durchhaltevermögen für eine mehrjährige Starkwährungs-Performance. Dafür sind Schulden und Inflation im Euroraum deutlich zu hoch.
Euro-Nordstaaten
Noch ist die Mediterranisierung der Euro-Nordstaaten etwas für die Gerüchteküche. Allerdings sind die Parallelen offenkundig. Länder wie Deutschland und Österreich haben zu hohe Inflationsraten im Dienstleistungssektor.
Das zieht die Löhne hoch. Das Verarbeitende Gewerbe muss nun mit diesen Löhnen konkurrieren und verliert an Wettbewerbsfähigkeit.
Dies geschieht in einer Zeit, in der die chinesische Nachfrage für Industriegüter schwach ist. Die Amerikaner pochen darauf, dass europäische Unternehmen für den US-Markt bestimmte Industriegüter in den USA produzieren.
Noch will niemand etwas vom Niedergang der Industrie wissen: Das hängt auch damit zusammen, dass die Industrie nach der Finanzkrise 2008, der Euro-Schuldenkrise und der Corona-Pandemie stets wie ein Flummi vom Boden hochsprang – also sich extrem schnell erholte.
Dieses Mal könnte es anders sein. Statt der agilen, V-förmigen-Erholung kommt es bestenfalls zu einer lethargischen. In sechs bis zwölf Monaten stellt sich dann heraus: Das Problem lässt sich nur mit strukturellen Reformen der Wirtschaft beheben.
Die Schweiz war in den 1990er-Jahren in einer ähnlichen Lage. Sie entschied sich für den Reformkurs.
Werden die Reformen nicht gemacht, gehen Arbeitsplätze in der Industrie verloren und kommen nie wieder zurück. Nun wäre die wirtschaftliche Mediterranisierung der Euro-Nordstaaten tatsächlich vollzogen.
Die deutsche Kanzlerin Merkel zusammen mit ihren Amtskollegen aus Frankreich, Italien und Spanien hatten sich vor Strukturreformen gedrückt. Billionen aus der Euro-Notenpresse der Europäischen Zentralbank (EZB) machten es möglich.
Schweiz
Die Schweiz kann sich glücklich schätzen. Sie hat solche Probleme nicht. Die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM-Industrie) ist sehr wettbewerbsfähig.
Die tiefere Inflation der letzten Jahre habe zur Folge gehabt, dass die Schweiz an Wettbewerbsfähigkeit gewonnen habe, sagt Sven Schubiger, Senior Investmentstratege bei der Bank Vontobel (Quelle: NZZ).
Der Berner Bundesrat ist gut beraten, die heimischen Unternehmen zu fördern, das Absatzpotenzial ihrer Waren außerhalb der Eurozone besser auszuschöpfen.
2027: 1 Euro = 0,84 CHF
Die Euroländer werden versuchen, die Konjunktur mit frischen Billionen aus der EZB-Notenpresse wieder hochzuputschen. Sobald die Inflation auf 3-4% sinkt, lässt sich ein weiterer Rückgang auf 2% willkürlich prognostizieren. Dies ermöglicht die Zinsen zu senken und wieder Staatsanleihen zu kaufen.
Die nächste Episode der radikalen Geldpolitik wird voraussichtlich 2024/25 beginnen. Im Lichte der neuen Konfetti-Euros dürfte sich die Euro-Franken-Rate dann halbieren. Nach 1,68 im Jahr 2007 wäre sie 20 Jahre später bei 0,84.
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Schweizer Franken steht vor massiver Aufwertung
Der längerfristige EUR/CHF-Ausblick bis 2024
26.03.23 07:29
Schweizer Franken Bashing zwecklos: Zaubern Scholz und Macron etwas Kühnes aus dem Ärmel, so dass der Euro bis 2024 auf 1,05 CHF steigt?
Der Euro sinkt von März 2021 bis September 2022 von 1,1150 auf 0,94. Es folgt ein Anstieg auf 1,01 bis Anfang 2023 und zwei Monate Seitwärtsentwicklung mit einem mittleren Kurs von 0,99.
"Der Schweizer Franken kämpft nach der Credit Suisse mit einer Identitätskrise als sicherer Hafen", sagt Reuters. "Der Schweizer Franken wurde während des Zusammenbruchs der Credit Suisse seinem Ruf als sicherer Hafen nicht gerecht."
In die gleiche Kerbe schlagen die Finanzexperten der deutschen Zeitung Welt. Sie stufen den Schweizer Franken als Risikowährung ein.
Die Kursentwicklung des Schweizer Franken gibt keine Hinweise darauf, um die Thesen der Journalisten zu untermauern. Hintergrund: Bei einer Neuklassifizierung des CHF als Risikowährung wäre der Euro mit einem Goldene Kreuz belohnt worden.
Hintergrund: Goldenes Kreuz: Euro vor steilem Anstieg
Doch dieses sehr zuverlässige, längerfristige Kaufsignal, das mit einem Schnittpunkt von 50-Tage-Linie und 200-Tage-Linie die erste Hürde nimmt, lässt auf sich warten.
Die 200-Tage-Linie ist weit davon entfernt ihr Gefälle abzulegen und auf Anstiegskurs zu gehen. Dann wäre die zweite Hürde genommen und ein längerfristiger Anstieg bis ins Jahr 2024 hinein auf 1,05 angezeigt.
Stattdessen warf es den EUR/CHF-Kurs in der letzten Woche nach dem großen Zinsschritt der Schweizerischen Nationalbank (SNB) unter die 50-Tage-Linie zurück.
Es gilt zu bedenken: Der Euro wird nicht mit einem Goldenen Kreuz belohnt, in dem man den Schweizer Franken durch den Kakao zieht. Er braucht schon seine eigene, fundamentale Triebfeder.
Im dritten Quartal 2020, als das letzte Goldene Kreuz gebildet wurde, war die Antriebsfeder der EU-Aufbaufonds. Die damit verbundene Vergemeinschaftung von Schulden machte die Gemeinschaftswährung sicherer und damit attraktiver.
Dass Deutschland und Frankreich im Frühjahr 2023 etwas Ähnliches aus dem Ärmel zaubern, und so den EUR/CHF auf Anstiegskurs bis ins Jahr 2024 hinein bringen, ist sehr unwahrscheinlich.
Bundeskanzler Scholz und Präsident Macron liegen in Finanzfragen, gerade mit Blick auf die Wiedereinführung der Regeln des Stabilitäts- und Wachstumspakts, überkreuz. Der Deutsche pocht auf Ausgabendisziplin, der Franzose will mehr Ausgabenprogramme und gemeinsame Schulden.
Die Leitzinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) alleine und ihr zaghaftes Abstoßen von Euro-Staatsanleihen (Quantitative Tightening im Pralinenformat) reichen nicht, um den EUR/CHF-Kurs merklich steigen zu lassen. Das beweist die Seitwärtsentwicklung der letzten Monate.
Der längerfristige EUR/CHF-Ausblick für 2021
26.04.20 09:04
Der Euro hat bis Anfang 2021 Zeit auf 1,01 Franken zu fallen, und danach noch tiefer. EZB und SNB können das nicht mehr verhindern.
Der Euro stieg von Anfang 2002 bis Ende 2007 von 1,48 auf 1,68 Franken. Es folgte ein Rückfall auf 1,01 bis Mitte 2011 und dreieinhalb Jahre Mindestkurs bei 1,20. Mit seiner Aufhebung Anfang 2015 sank der Euro in wenigen Stunden auf 0,98 Franken.Es sollte drei Jahre dauern, bis es die Devisennotierung aus eigener Kraft zurück auf 1,20 schaffte. Seit Mai 2018 geht es wieder bergab. Aktuell ist der Euro bei 1,05 Franken. Die Tiefs bei 1,01 und 0,98 sind in Reichweite.
"Der Franken ist nochmals höher bewertet, und die globalen Finanzmärkte sind unter starkem Druck", sagt die Schweizerischen Nationalbank (SNB). Die Währungshüter versuchen momentan mit versteckten Euro-Stützungskäufen eine rapide Talfahrt zu verhindern.
Kein einfaches Unterfangen. Der Schweizer Franken ist das Maß aller Dinge. "Die Schweiz hat die weltweit stärkste Währung über die letzten 117 Jahre, sowohl nominal als auch real", heißt es in einer Studie der Credit Suisse.
Die Frankenstärke rührt aus einer geringen Inflation her. In der Schweiz war und ist die Geldentwertung stets niedriger als anderswo. Zusammen mit einer klugen Standort- und Wirtschaftspolitik und der politischen Neutralität macht das den Franken so beliebt.
2011 bis 2018 war eine Besonderheit: In dieser Zeit hat sich nichts getan beim Wechselkurs. Im August 2011 gab es für 1 Euro 1,05 Franken und damit genauso viel wie im April 2020.
Die SNB band den Euro bei 1,20 Franken an. Die Europäische Zentralbank (EZB) probierte mit Staatsanleihen-Käufen (QE) und ständigen Eingriffen bei minimalsten Konjunkturflauten reformfreies Dauerwachstum zu erschummeln.
Der Euro scheiterte zweimal bei 1,20 Franken: Das erste Mal Anfang 2015, als die SNB den Mindestkurs aufhob. Das zweites Mal im April/Mai 2018, als die Eurozone ihr hohes Wachstumsplateau von seinerzeit 2% verließ.
Anschließend setzte sich die durch die Aktionen von SNB und EZB unterbrochene Talfahrt des Euro-Franken-Kurses fort. Und so ist der Euro auf Kurs bis Anfang 2021 auf 1,01-1,03 Franken zu sinken.
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