Die spontane Aufwertung des Schweizer Franken setzt sich fort, und so sinkt der EUR/CHF-Kurs auf 0,9610. Wird der Euro nie wieder auf 1,00 CHF steigen? Die Anzeichen für ein permanentes Loslassen der Parität verdichten sich.
"Aus fundamentaler Sicht profitiert der Franken weiterhin von einem deutlich niedrigeren Inflationsniveau im Vergleich zur Eurozone", sagt die Erste Group und warnt: Der Franken könne sich "jederzeit stark zum Euro befestigen."
Genau das hat er jetzt getan. Vor drei Wochen gab es für 1 Euro noch zweieinhalb Prozent mehr, nämlich 0,9840 CHF.
Der Kurssturz kam überraschend, als der Euro gerade dabei gewesen war eine Trendumkehr hin zu höheren Kursen einzuleiten. Er sprang im Juni deutlich über die Abwärtstrendlinie und die 20-Tage-Linie und erfüllte damit die erste Bedingung für eine Trendumkehr (Reversal).
Es folgte die obligatorische Gegenbewegung, bei der das Tief des Abwärtstrends getestet wird. Das ist die zweite Bedingung. Dieser Rückgang war von überlappenden Kerzen geprägt. Sie signalisierten Unentschlossenheit und bestärkten zu diesen Zeitpunkt die Annahme: Der Abwärtstrend steht tatsächlich vor dem Aus.
Die Franken-Fans hatten die Oberhand aber nur kurz verloren. Die dritte Hürde einer erfolgreichen Trendumkehr erwies sich zu hoch für den Euro. Statt eine bullische, weiße Trendkerze zu bilden, hagelte es schwarze Kerzen (Bear Spike) und Kursverluste.
Fazit und Ausblick:
Der Schweizer Franken wird seinem Ruf, eine Aufwertungswährung zu sein, einmal mehr gerecht. Die Fortsetzung der Abwärtsbewegung ist ein kleiner Schock für den Euro. Sie kommt aber nicht von Ungefähr.
Die letzten Hoffnungen richten sich nun auf einen breiten Abwärtskanal (Channel), in dem sich die EUR/CHF-Entwicklung seit Jahresbeginn befindet.
Gelingt es der Gemeinschaftswährung sich an der unteren Linie des Channels zu befestigen, hätte sie bis Anfang September die Möglichkeit sich auf 0,9750 zu erholen.
Ein weiteres Szenario, das man auf dem Zettel haben sollte, ist dieses: Bricht die EUR/CHF-Kursentwicklung an der unteren Linie des Channels durch, wird zunächst ein noch steilerer Rückgang auf 0,9550 angezeigt.
Anschließend gäbe es dann aber Platz für eine recht großzügige Erholung, die nicht an der oberen Linie des Channels zu Ende wäre. Auf den Ausbruch an der Unterseite eines Channels folgt in der Regel ein Ausbruch an der der Oberseite.
Der Euro würde dann bis Ende September auf 0,98 CHF steigen. Selbst in diesem Fall ginge es sich für einen Anstieg auf 1,00 CHF (Parität) nicht aus.
Das könnte Sie auch interessieren:
Die Schweiz kuscht vor der EU, der Franken nicht