Weil die Schweizerische Nationalbank (SNB) innenpolitisch in der Zwickmühle ist, muss sie Euro verkaufen. Der Franken wird deswegen stärker. Wegen steigenden Mieten sind Notenbankchef Thomas Jordan bei den Zinsen die Hände gebunden.
Aktuell gibt der Euro ein recht gutes Bild ab. Zum US-Dollar steht er mit 1,12 auf dem höchsten Stand seit 16 Monaten. Auch zum Japanischen Yen und vielen Währungen aus der zweiten Reihe legt er kräftig zu.
Ein Miracle beim Kursverlauf des Euro zum Schweizer Franken bleibt aber aus. Ein Grund dafür dürfte ein Schweizer Spezialmechanismus in der Transmission der Zinspolitik sein.
Erhöht die SNB ihren Leitzins, so wie sie das im Juni erneut getan hat, dann steigen die Hypothekarzinsen in der Schweiz. Dadurch ist es Hauseigentümern von Gesetzes wegen erlaubt, die Mieten anzuheben.
Anstatt um 0,25% hätte SNB-Chef Thomas Jordan den Leitzins im Juni eigentlich um ein halbes Prozent erhöhen müssen. Seine Inflationsprognosen für 2023, 2024 und 2025 sind allesamt über 2%. Die SNB strebt aber eine Teuerung von 0-2% an.
SNB sitzen Mieter im Nacken
Strenggenommen müsste die SNB bezwecken, die Teuerung auf 1% zu drücken. Stattdessen tanzt sie auf der 2-Prozentmarke wie auf einer Rasierklinge. Sie nimmt damit in Kauf das Inflationsziel wiederkehrend zu verfehlen.
Jordan könnte sich entschlossen haben, die Inflation verstärkt mit Euro-Verkäufen anstatt über die Leitzinsschiene zu bekämpfen. Das würde das Absinken des Euro zum Schweizer Franken erklären. Dadurch würde er sich dem innenpolitischen Druck der Mieterschaft entziehen.
Laut der letzten Statistik vom 30. Juni verkaufte die SNB im 1. Quartal 2023 so viel Devisenreserven wie noch nie. Diese Euro-Verkäufe machen den Schweizer Franken stark, was die Inflation dämpft.
Die SNB hatte in der letzten Dekade Hunderte an Milliarden Euro gekauft, um ein zu schnelles Absinken der Euro-Franken-Rate zu verhindern. Diese werden nun also wieder verkauft, allerdings mit großem Verlust.
Die meistern ihrer Euro kaufte die SNB als dieser noch 1,05 bis 1,20 CHF wert war. 2009 kaufte sie Euro sogar zu Kursen von über 1,50 CHF!