Der Schweizer Franken hat Großes vor, und so sinkt der EUR/CHF-Kurs auf 0,9550. Umgekehrt ist der Euro dabei in eine einstudierte Abwärtsbewegung zu gehen, die 15 Monate dauert und ihn 10% weicher macht.
"Schwache Konjunkturdaten belasten den Euro", kommentiert die St.Galler Kantonalbank. Nach den katastrophalen Einkaufsmanager-Zahlen hat sich auch das ifo-Geschäftsklima weiter verschlechtert.
Problematisch für den Euro sind nicht per se die schwachen Konjunkturdaten. Es ist der Ausblick. Man traut der Eurozonen-Wirtschaft nicht zu, sich aus dieser Talsohle zu befreien. Aus den Euro-Nordstaaten kommt zu wenig.
Rückschläge im wirtschaftlichen Gesundungsprozess der Eurozone könnten "rasch einen erneuten Nachfrageschub nach dem Schweizer Franken auslösen", analysierte die Graubündner Kantonalbank vor zwei Wochen.
Seinerzeit gab es für 1 Euro noch 0,98 CHF. Der Euro war aber bereits angeknackst. Die 50-Tage-Linie war unter die 200-Tage-Linie gefallen (Todeskreuz), und damit ein zu diesem Zeitpunkt noch unbestätigtes Verkaufsignal* ausgelöst:
- Nach einem Todeskreuz im Juli 2021 bei 1,07 sank der EUR/CHF-Kurs bis September 2022 auf 0,94 (-10%).
- Nach einem Todeskreuz im Juli 2018 bei 1,17 sank der EUR/CHF-Kurs bis April 2020 auf 1,05 (-14%).
- Die Supporter des Euro hoffen auf das Todeskreuz vom Juli 2016 bei 1,09. Der Euro kam mit einem Rückgang auf 1,07 (-2%) bis Februar 2017 glimpflich davon.
Damals war die Kursentwicklung jedoch durch das plötzliche Mindestkurs-Aus verzerrt. Der Euro war in einer mehrjährigen Erholung und erreichte schließlich im März 2020 noch einmal für kurze Zeit einen Kurs von 1,20 CHF.
Der Ausbruch des Ukraine-Kriegs und der Gasspreisschock führte zu einer ähnlichen Kursverzerrung zu Ungunsten des Euro. Diese Unwucht dürfte aber durch den EUR/CHF-Anstieg von 0,94 auf 1,01 zwischen Oktober 2022 und Januar 2023 bereits ausbalanciert sein.
Vor diesem Hintergrund ist in den kommenden 15 Monaten mit einer Abwertung des Euro zum Schweizer Franken um 10% zu kalkulieren. Der EUR/CHF-Kurs würde dann bis zum 4. Quartal 2024 auf 0,89 sinken. Danach wäre eine mehrmonatige Erholung mit einem Euro-Anstieg auf 0,92-0,94 CHF möglich.
*Ein bestätigtes Verkaufsignal liegt laut Charttechnik erst vor, wenn die 200-Tage-Line nach dem Todeskreuz ein Gefälle aufweist. Dieses Verkaufsignal kommt recht spät, als der Euro dann bereits ein gutes Stück gefallen ist. Ähnlich verhält es sich bei Bollinger Bändern, MACD etc.
Price Action-Formationen wie Measured Move oder Low 2 ermöglichen, bestätigte Verkaufsignale mit Eintrittswahrscheinlichkeiten von 60% (bei kräftigen Abwärtsstößen wie einem Bear Spike sogar 70-80%) wesentlich früher zu erkennen.