Der Schweizer Franken hat sich der UBS zufolge verausgabt, der Euro das Schlimmste überstanden. Statt auf ein neues Rekordtief unter 0,94 zu fallen, wird der Eurokurs 0,98 CHF erreichen, prognostiziert die größte Bank der Schweiz. Ist das ein Freifahrtschein zum Aussitzen eines Franken-Fremdwährungskredits?
Für die europäische Wirtschaft hätten die Energierisiken abgenommen, "sodass dem Franken der Auslöser für eine Aufwertung gegenüber dem Euro fehlt", erläutert die UBS. "Der EURCHF-Wechselkurs dürfte somit seitwärts tendieren (EURCHF in 12 Monaten: 0,98)."
Die UBS war während des Niedergang des EUR/CHF-Kurse von 1,50 im Jahr 2009 auf das Rekordtief von 0,94 im September 2022 noch eine der besseren Prognostikerinnen. Sämtliche Banken aus Deutschland und Österreich hatten die Chancen des Euro, sich zum Schweizer zu befestigen, zu hoch eingeschätzt.
Zwar waren auch die UBS-Devisenexperten regelmäßig in die Falle des Bottom Fishing getappt. Sie hatten aber keine Erwartungen an eine unwahrscheinliche Trendumkehr (siehe unten) hin zu steigenden EUR/CHF-Kursen geschürt. Die im vierteljährlich erscheinenden UBS Outlook Schweiz getroffenen CHF-Prognosen waren damit eine gute Richtschnur für Österreichs Franken-Kreditnehmer.
Warum ist die UBS-Prognose eine kleine Sensation?
Der faire Wechselkurs für den EUR/CHF liegt aktuell bei 0,90 bis 0,96. Exakt lässt sich dieser auf der Kaufkraftparität basierende Kurs aufgrund unterschiedlicher Rechenmodelle nicht bestimmen. Entscheidend ist jedoch: Die Inflation in der Schweiz ist vier Prozent tiefer ist als im Euroraum. Deshalb ist der faire Wechselkurs weiter am fallen. In einem Jahre könnte er bei 0,90 sein.
Die UBS prognostiziert eine Trendumkehr (Reversal). Eine Trendumkehr liegt vor, wenn auf einen Abwärtstrend ein Aufwärtstrend folgt (oder umgekehrt). Was oft vergessen wird: Ein Reversal liegt auch vor, wenn ein Abwärtstrend (Aufwärtstrend) in eine Seitwärtsbewegung übergeht
Die Anforderungen an ein Reversal sind hoch. Der EUR/CHF-Kurs erfüllt bislang keine einzige. Eine Fortsetzung des Abwärtstrends und die Bildung eines neuen Rekordtiefs ist damit wahrscheinlicher als eine Trendumkehr.
Demzufolge könnten die Devisenexperten der UBS den Fehler begehen, den ihre Kollegen aus Deutschland und Österreich immer wieder auf Neue machen, und aus dem sie partout nicht lernen wollen: Sie treffen Prognosen gegen einen der stärksten Abwärtstrend, den der Devisenmarkt zu bieten hat. Genau ein solcher liegt nämlich beim Euro-Franken-Kurs vor.
Über die Beweggründe kann man nur spekulieren: Nach der Übernahme der Credit Suisse könnte im Devisen-Research der UBS die eurofreundliche Haltung der gescheiterten, einst zweitgrößten Bank der Schweiz eingeflossen sein.
Fazit und Ausblick
Ein Freifahrtschein für Österreichs Franken-Kreditnehmer ihre Darlehen auszusitzen, ist die EUR/CHF-Prognose von 0,98 für Juli 2024 der UBS nicht.
Richtig ist, dass die sich bereits die im Dezember abzeichnende Gasschwemme den Gaspreis abstürzen hat lassen. Dies hat der Eurozonen-Wirtschaft gut getan. Der Gaspreis fiel seitdem von 83 Euro je Megawattstunde (MWh) auf aktuell 29 Euro.
Gesunkene Energiepreise für Haushalte und Unternehmen alleine werden aber nicht ausreichen, um das Ruder beim EUR/CHF-Kurs herumzureißen.
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Der langfristige Abwärtstrend des Euro, die hartnäckig hohe Kerninflation in der Eurozone und der weiter sinkende faire Wechselkurs sind formidable Gründe für einen noch stärkeren Schweizer Franken. Man muss damit rechnen, dass der Euro unter 0,94 CHF fällt und die UBS mir ihrer Prognose Schiffbruch erleidet.