Der Euro quittiert die EZB-Zinserhöhung mit Kursverlusten zum Schweizer Franken. Am positiven EUR/CHF-Ausblick ändert das nichts. Die Schweiz entdeckt ein Ungleichgewicht. Um es zu beseitigen, muss man den Franken etwas abschwächen.
"Zinserhöhung mit Tendenz zur Lockerung", kommentiert die Frankfurter Allgemeine die Anhebung des Leitzinses um 0,25% auf 4,50%. Diese Erhöhung wird die Letzte gewesen sein, signalisiert die Chefin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde.
Der Schweizer Franken lacht sich ins Fäustchen: Sowohl die aktuell bei 5,3% liegende Inflation als auch die für 2024 von der EZB erwartete Inflation von 3,2% sind mit dem Preisstabilitätsziel nicht vereinbar.
Für den auf 0,95 CHF zurückgeworfenen Euro wird es schwerer, sein Kurspotenzial zu heben. Er verfolgt das Ziel im Herbst auf 0,97 CHF zu steigen.
Wie reagiert die SNB?
Bereits in wenigen Tagen dürfte die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihrerseits eine Zinspause ankündigen. Die Inflation in der Schweiz geht schneller zurück als erwartet.
Die Produzenten- und Importpreise, ein Vorbote und wichtige Einflussgröße auf die Entwicklung der Konsumentenpreise, sinken mit erhöhtem Tempo. Im August fielen sie um 0,8% gegenüber dem Vorjahresmonat, teilt das Bundesamt für Statistik mit.
Angesichts der schneller als gedacht fallenden Inflation könnte die SNB auf eine Leitzinserhöhung verzichten. Das wäre nicht zuletzt im Interesse von Schweizer Aktienanleger. Wegen des starken Franken hechelt der Swiss Market Index Deutschland und Frankreich hinterher.
Auch Österreichs ATX stünde bereits deutlich höher, wären da nicht die wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs. Die hiesige Wirtschaft steht in einer hohen Abhängigkeit von Mittel- und Osteuropa.
Börsianer kratzen sich am Kopf: In den Euroländern ist das konjunkturelle Umfeld schlecht, trotzdem steigen hier die Börsen. In der Schweiz läuft die Konjunktur nicht ganz so schlecht. Verbraucher werden nicht von einer hohen Inflation geschröpft. Trotzdem kommt der SMI nicht in Gang.
Man sollte daher davon ausgehen, dass ein neues Gleichgewicht gebildet wird: Der Schweizer Franken schwächt sich zum Euro ab, was den SMI anschiebt. Die europäischen Börsen stagnieren oder geben etwas nach.