Die Entwicklung des Schweizer Franken ist phänomenal, und so sinkt der EUR/CHF-Kurs auf 0,94. Die Kursverluste von Nestlé erinnern an das Credit-Suisse-Debakel und die Frankenstärke des Frühjahrs.
"Der Schweizer Franken ist am scheinen, während Anleger nach sicheren Häfen suchen", meldet Reuters.
Diesmal ist es nicht Credit Suisse, sondern Nestlé. Während der Aktienkurs des größten Schweizer Konzerns ins Schlingern kommt, legt der Franken zu. Untermauert wird die Frankenestärke vom Krieg im Nahen Osten, dem zweiten großen Krieg vor der Haustür Europas.
Die Verlangsamung der EUR/CHF-Abwärtsbewegung (siehe Reversal-Kerze unten) hat paradoxerweise den Ausblick auf einen noch stärkeren Franken gefestigt:
- Nach den Panikverkäufen des Euro und den Hamsterkäufen des CHF fiel die Devisennotierung mit 0,9417 auf den tiefsten je dagewesenen Schlusskurs.
- Das vor gut einem Jahr markierte Intraday-Rekordtief bei 0,9410 wird allerdings weder angetastet noch unterboten. Das wäre jedoch die Voraussetzung zur Feststellung eines Verkaufsklimax, der eine zweiwöchige Seitwärts- bzw. leichte Aufwärtsbewegung angezeigt hätte.
- Stattdessen ist die Euro-Franken-Rate dabei in eine geordnete Abwärtsbewegung überzugehen.
- Den Euro-Shortsellern schwebt ein Abwärtskanal (Channel) vor. Infolge würde der EUR/CHF-Kurs in den nächsten vier Wochen um 1,6% auf 0,9370 sinken.
Der Euro wird es schwer haben, diesem Schicksal zu entrinnen. Zwar besteht aktuell zwischen der Reversal-Kerze und der 20-Tage-Linie etwas Platz für einen Anstieg.
Wahrscheinlicher ist allerdings, dass das Tief bei 0,9417 nicht hält. Die, die den Euro aufgrund der Reversal-Kerze gekauft und ihre Stop-Loss etwas unter 0,9417 platziert haben, werden das wohl bereuen. Sie müssten es bei 0,9370 erneut versuchen. Kursziel dann 0,9530.
Sollte die Schweizerische Nationalbank (SNB) eingreifen, könnte die Frankenstärke abrupt enden. Die rapide Aufwertung des Franken untergräbt die Planungssicherheit der heimischen Unternehmen. Nestlé ist da nur die Spitze des Eisbergs.
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Die kleinen- und mittleren Unternehmen (KMU), die das Rückgrat der Schweizer Wirtschaft sind, ziehen es oft vor, auf Wechselkursabsicherungsgeschäfte (Hedging) zu verzichten. Die Kosten nebst Spesen der Banken und Market Maker sind ihnen zu hoch.
Der Euro-Franken-Kurs sank seit Jahresbeginn von 0,99 auf 0,94 (-5%). Ob die SNB, die seit über einem Jahr das Ziel verfolg den Franken zu stärken, eine 180-Grad-Kehrtwende einleitet, ist erst einmal unwahrscheinlich.
Sollte es jedoch eine dieser Launen des Devisenmarktes werden und EUR/CHF 0,90 ansteuern, dürfte SNB-Chef Jordan mit Euro-Stützungskäufen loslegen.