Der Eurokurs steigt, weil der Schweizer Teuerungs-Tiefstwert die Annahme auf fallende CHF-Zinsen hervorruft. Infolge verkleinert sich der Abstand zur Parität auf weniger als 4 Rappen. Wer Euro in Franken tauscht, braucht einen Fahrplan⏬.
In der Schweiz stiegen die Konsumentenpreise im Februar mit weiter verringerter Geschwindigkeit von 1,2%. Im Januar hatte die Jahresinflation bei 1,3%, im Dezember 2023 bei 1,7% gelegen.
Die gegenüber dem Euroraum deutlich verbesserte Geldwertstabilität führt bisher nicht zu einer Aufwertung des Schweizer Franken. Das Gegenteil ist der Fall: Der Euro wird stärker.
Der EUR/CHF-Kurs klettert mit 0,9622 CHF auf den höchsten Stand seit drei Monaten. Dafür gibt es zwei Gründe:
1. Kurzfristige CHF-Zinsen
Sinkende Inflation = schlecht für eine Währung, lautet die Einordnung des Devisenmarktes. Die tiefe Inflation gibt der Schweizerischen Nationalbank (SNB) das Tool Leitzinssenkung in den Werkzeugkasten.
Die SNB wird nicht zögern es zu gebrauchen, zeigen Kommentare des Präsidenten Thomas Jordan. Er hatte sich über die kräftige Franken-Aufwertung Ende 2023 auf 0,9250 per 1 Euro regelrecht beschwert.
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Mit Leitzinssenkungen kann Jordan jederzeit einem zu starken Franken einen Riegel vorschieben. Der Devisenmarkt muss dem Ausblick auf sinkende CHF-Zinsen Rechnung tragen, und so schwächt sich der Franken in 2024 weiter ab.
2. Euro im Aufwärtstrend
Charttechnik und Price Action liefern bisher keine Anhaltspunkte, wann die erhöhte Geldwertstabilität der Schweiz zum Tragen kommt. Der langfristige Abwärtstrend der EUR/CHF-Entwicklung bleibt unterbrochen.
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Die Gemeinschaftswährung versetzt das in die Lage ihren kurzfristigen Aufwärtstrend fortzusetzen. Basiernd auf der aktuellen charttechnischen Konstellation stellt sich nur die Frage:
Steigt der Eurokurs in Rutsch auf knapp 0,97 CHF oder muss er vorher Luft holen?
Im letztgenannten Fall käme es zu einem ca. zehntägigen Abwärts- oder Seitwärtspullback. Dabei wird die 20 EMA-Linie berührt, woraufhin sich der kurzfristige Euro-Aufwärtstrend fortsetzt.
Fazit und Ausblick
Der Eurokurs hat Platz auf knapp 0,97 CHF zu steigen. Alsbald der Ausblick auf sinkende CHF-Zinsen zur Genüge berücksichtigt ist, muss man allerdings mit einem erneuten Rückgang rechnen.
Charttechnik und Price Action werden Verkaufssignale für den Euro erzeugen, alsbald sein aktueller Aufwärtstrend vor dem Ende steht.
Zu beachten gilt: Der Aufwärtstrend hat sich inzwischen gut situiert. Das wird eine Trendumkehr hin zu sinkenden EUR/CHF-Kursen in die Länge ziehen.
Für Schweizer Exporteure mit Euro in der Kasse bietet sich Folgendes an: Die erste Hälfte zum aktuellen Kurs von 0,96 umtauschen.
Die zweite Hälfte erst in einigen Wochen bei erneuter, dezidierter Euro-Stärke umwechseln. D. h.: Abwarten bis die Aufwärtstrendlinie bricht und der EUR/CHF-Kurs unter sie fällt.
Danach kommt das letzte Aufbäumen. Der Eurokurs steigt noch einmal in die Nähe oder sogar über das Hoch des Aufwärtstrends. In diese Stärkephase hinein verkauft man die zweite Hälfte der Euro-Bestände.
Auf diese Weise verkauft man Euro gegen Schweizer Franken an einem Punkt, an dem auch institutionelle Devisenmarktakteure und Computer-Algorithmen es pflegen, aus einem Aufwärtstrend auszusteigen.