Im 1. Quartal 2024 haben 44.280* Haushalte in Österreich mit einem Franken-Fremdwährungskredit 6.651 bis 10.642 Euro aufgeholt. Der Euro wurde 4,8% gegen den Schweizer Franken stärker. Erfreulich sind auch sinkende CHF-Zinsen.
Beispiel 1: Franken-Kredit im Gegenwert von 150.000 Euro, aufgenommen im April 2006 zu einem EUR/CHF-Kurs 1,60:
- Kreditschuld April 2006: 150.000 Euro mal 1,60 = 240.000 Franken
- Kreditschuld Ende Dezember 2023 bei 1 Euro = 0,93 CHF: 240.000 Franken geteilt durch 0,93 = 258.065 Euro
- Kreditschuld Ende März 2024 bei 1 Euro = 0,97 CHF: 240.000 Franken geteilt durch 0,97 = 247.423 Euro
- 258.065 Euro minus 247.423 Euro = 10.642 Euro
Wegen der spürbaren Aufwertung des Euro hat dieser Frankenkredit-Haushalt mehr als 10.000 Euro aufgeholt.
Beispiel 2: Bei 100.000 Euro Darlehenssumme und dem gleichem Wechselkurs beträgt der Buchgewinn 7.095 Euro.
Beispiel 3: Bei 100.000 Euro Darlehenssumme und einem EUR/CHF-Kurs von 1,50 bei Kreditaufnahme beträgt der Buchgewinn 6.651 Euro.
Zinsen
Der CHF-Zins Saron, an den ein konventioneller Franken-Kredit in Österreich gebunden ist, sank seit Jahresbeginn von 1,70% auf 1,46%. Ursache des Rückgangs war eine überraschende Leitzinssenkung der Schweizerischen Nationalbank am 21.März 2024. Die SNB teilte ferner mit:
"Die Zinsänderung gilt ab morgen, 22. März 2024."
Damit findet der gesunkene CHF-Zins noch in denen von Österreichs Banken quartalsweise abgerechneten Zinsen für das 1. Quartal 2024 seinen Niederschlag:
Beispiel 1: Eine um 0,24% gesunkene Zinsbelastung bedeutet:
- 0,24% von 240.000 Franken = 576 Franken pro Jahr (per annum, p. a.)
- 576 Franken geteilt durch aktuellen EUR/CHF-Kurs 0,97 = Euro 594 Euro p. a.
- 594 Euro geteilt durch 4: 148 Euro pro Quartal
Der CHF-Kreditnehmer spart 148 Euro bares Geld.
Beispiel 2 (100.000 Euro Darlehenssumme und dem gleichem Wechselkurs wie Beispiel 1) zieht die Bank 99 Euro weniger Zinsen ein.
Beispiel 3 (100.000 Euro Darlehenssumme, EUR/CHF-Kurs 1,50 bei Kreditaufnahme), Zinsersparnis: 93 Euro.
Ein Lagevergleich zum Vorjahr fällt für Franken-Kreditnehmer negativ aus. Ende März 2023 hatte es für 1 Euro = 1 CHF gegeben. Der CHF-Saron-Zins war bei 1,42%. Die SNB war auf Zinserhöhungskurs.
Ausblick
Die gegenwärtige Stärkephase des Euro zum Schweizer Franken wird enden und der im Jahr 2007 bei 1,68 begonnene Abwärtstrend des EUR/CHF-Kurses weitergehen.
Aktuell läuft der 5. Zyklus des EUR/CHF-Kurses. Der lange (säkulare) Abwärtsteil von Nummer fünf dürfte noch mindestens ein Jahr dauern.
Erst danach hat der Euro die Möglichkeit per kürzerem Aufwärtsteil (sog. Aufbäumphase) ein bis zwei Jahre am Stück zuzulegen. Sodann endet der 5. Zyklus.
Siehe:
EUR/CHF-Ausblick 2025-2030
Das letzte große Aufbäumen des Euro gegen den wegen der tiefen Schweizer Teuerung seit Jahrzehnten härter werdenden Schweizer Franken gab es zwischen Anfang 2015 und April 2018. Der EUR/CHF-Kurs stieg von 1,00 auf 1,20 (+20%).
Weitere Aufbäumphasen mit Kursanstiegen des Euro bzw. seiner Vorgängerwährungen hatte es je eine in den 1970er, 1980er, 1990er und den 00er-Jahren gegeben. Diese fielen im Schnitt sogar etwas höher aus als 20%.
Aus der Sicht der knapp 45.000 Haushalte in Österreich mit einem Franken-Kredit wäre es am besten, hätte das Aufbäumen des Euro bereits Anfang 2024 begonnen.
Die Chancen dafür sind kleiner als 50%. Der Eurokurs sank Ende 2023 erdrutschartig auf ein Rekordtief bei 0,9250 CHF. Ein solches Crash-Tief wird in der Regel ein zweites Mal angesteuert. Erst danach ist ein längerer Anstieg möglich.
*Laut dem "Standard" hatten 45.000 Haushalte in Österreich im Oktober 2023 einen laufenden Fremdwährungskredit. 98,4% aller Fremdwährungskredite seien Franken-Kredite, meldete die Finanzmarktaufsicht (FMA) vor zwei Wochen. Daraus ergibt sich eine Anzahl von 44.280 Haushalten mit einem Franken-Kredit.