Ist ein Anstieg des Euro auf 1,00 CHF letzte Chance zu einem Wechselkurs eins zu eins umzuschulden? Oder setzt die Gemeinschaftswährung sogar noch eins drauf? Ein Ratschlag von Warren Buffett ist für Franken-Kreditnehmer, die nach einem Wechselkurs-Hoch suchen, hilfreich.
Der Euro hat seine diesjährige Stärkephase ein weiteres Mal untermauert. In einer Woche kletterte er von einem Tief bei 0,9560 auf 0,9800 (+2,5%). Auf einen 2006 aufgenommenen Franken-Kredit im Gegenwert von 150.000 Euro zu einem damaligen Kurs von 1,6000 wirkt sich das so aus:
- Kreditschuld bei EUR/CHF-Kurs 0,9560: 251.046 Euro
- Kreditschuld bei EUR/CHF-Kurs 0,9800: 244.898 Euro
- Papiererfolg (Buchgewinn): 6.148 Euro
Es besteht ein Risiko, dass der Erfolg auf dem Papier ausradiert wird und die gut 6.000 Euro sich in Luft auflösen. Der EUR/CHF-Kurs ist jedoch inzwischen so nahe am Gleichstand, dass die Wahrscheinlichkeit eines Anstieg auf 1,00 CHF größer ist.
Weiterlesen: 1 Euro = 1 Franken: Wie lange dauert es noch?
Das Interessante an einem Kursniveau von eins zu eins, dass ein Anstieg dort nicht enden dürfte. An den Finanzmärkten vollzogene Kursentwicklungen von Währungen, Aktien etc. haben die Eigenschaft, einprägsame Kursniveaus (runde Zahlen) zu überschießen.
Bei Aktien beträgt das Überschießen im Schnitt 10%. Am Devisenmarkt sind die prozentualen Kursänderungen niedriger. Ein bis zwei Prozent sind aber auch hier zu holen. Insofern ist eine EUR/CHF-Prognose von 1,01 vorsichtig, weil sie am unteren Ende des Überschießen-Bereichs liegt.
Steigt der Eurokurs auf 1,01 CHF, verringert sich die Kreditschuld obigen Franken-Kredits noch einmal um mehr als 7.000 Euro:
- Kreditschuld bei EUR/CHF-Kurs 1,01: 237.623 Euro
- Kreditschuld bei EUR/CHF-Kurs 0,98: 244.898 Euro
- Papiererfolg (Buchgewinn): 7.275 Euro
Zu Jahresbeginn notierte der Eurokurs bei 0,93 CHF. Die Kreditschuld war mit 258.064 Euro merklich höher. Die Kreditschuld zum aktuellen Kurs von 0,98 ist 13.000 Euro weniger.
Eine Umschuldung von Schweizer Franken in Euro findet idealerweise dann statt, wenn sie in der Nähe, am besten genau zu einem Hoch des EUR/CHF-Kurses, gemacht wird.
Solche Hochs gab es im April 2018, als der Eurokurs auf 1,20 CHF kletterte. Damals gab es kein Überschießen (Ausnahmen bestätigen die Regel). Dies hängt mit der plötzlichen Aufhebung der Euro-Stützgrenze bei 1,20 und dem dadurch verursachten Chaos in der Kursentwicklung zusammen.
Das nächste Hoch für ein optimales Konvertierten eines Franken-Kredits in einen Euro-Kredit gab es bei 1,1150 im Februar 2021. Das letzte Hoch dann Anfang 2023 bei 1,01. Darauf folgte ein Rückgang auf 0,9250 bis Jahresende.
Nachspiel
Wer sich mit der Price Action von Kursentwicklungen beschäftigt, weiß, dass solche Tiefs in der Regel ein zweites Mal angesteuert werden. Sie werden getestet, sagt man dazu.
Ein Test wäre nicht obligatorisch, würde sich der Euro in einem mehrjährigen Aufwärtstrend zum Schweizer Franken befinden. Dann wäre es sogar wahrscheinlicher, dass ein Test des Tiefs bei 0,9250 ausbliebe.
Jedoch ist der Euro in einem langfristigen Abwärtstrend. Deswegen ist ein erneutes Absinken auf und unter 0,9250 fast schon so sicher wie das Amen in der Kirche. Was sich nicht prognostizieren lässt, ist der Zeitpunkt. Der Test kann noch in diesem Jahr kommen, oder erst 2025 oder 2026.
Zum Thema: Euro Franken Entwicklung 2024 / CHF Kurs Prognose 2025
Ein Franken-Kreditnehmer, der ein Hoch im EUR/CHF-Kurs abpassen will, um in einen Euro-Kredit umzuschulden, versucht klüger zu sein als Warren Buffett. Er kaufe natürlich Aktien gerne zu einem niedrigen Kurs, sei aber nicht in der Lage ein Tief im Kursverlauf abzupassen, wiederholt Buffett gebetsmühlenartig.
Bottom Fishing ist demzufolge Zeitverschwendung. Das gleiche gilt nach einem Hoch im EUR/CHF-Kurs zu fischen.