In den letzten vier Monaten hat ein konventioneller Franken-Immobilienkredit mehr als 6.000 Euro aufgeholt. Der Euro erfuhr gegenüber dem Schweizer Franken eine Aufwertung um 6%.
Er wird das nicht über die Ziellinie retten, zeigen die faktenstärksten Währungsprognosen. 2025 wird der EUR/CHF-Kurs weiter sinken, ehe 2026-2028 eine substanzielle Aufwertung des Euro beginnt.
Inhaltsverzeichnis
Österreich mag keine langweiligen Fixzinskredite
2024 laufen Franken-Kredite gut: Wie lange noch?
2025 tun fallende Zinsen dem Euro erst einmal weh
Die besten Euro-Prognosen 2026-2028
Euro rollt Feld von hinten auf: 1,05 CHF
Im Idealfall zahlt ein Franken-Kreditnehmer weniger Geld zurück, als mit seinem Darlehen aufgenommen. Zwischen 2002 und 2007 war das auch so: Der Euro wertete 16% gegenüber dem Schweizer Franken auf.
2024 eignet sich das Festhalten an einem Franken-Kredit nur für Darlehensnehmer mit sehr guter Bonität, sagen Österreichs Banken. Solche Schuldner sind gern gesehene Kunden, als sie wegen der ungünstigen Währungsentwicklung zusätzliche Sicherheiten aufbringen können.
"Die Schulden Betroffener explodierten, viele bangen um ihr Eigenheim", schrieb der Standard letzten Herbst. "Hätte man mir damals etwas von den Risiken gesagt, hätte ich den Vertrag definitiv nicht unterzeichnet", schildert eine Franken-Darlehensnehmerin aus Wien.
Der Euro hat sich in den letzten zwanzig Jahren von 1,55 auf 0,97 CHF (-37%) abgeschwächt. Im Tief sank er Ende 2023 auf 0,9250 (-40%).
Die Schweizer Währung galt in den 00er-Jahren als langweilig, da schwankungsarm. Zudem war die Zinsbelastung eines Franken-Kredits niedriger als bei einem Euro-Kredit.
Mit dem Ausbrüchen der Finanzkrise und Euro-Schuldenkrise wurde der Schweizer Franken schlagartig attraktiv, und hat bis heute nichts von seiner Attraktivität verloren. Dies zeigte seine starke Aufwertung auf 0,9250 per 1 Euro Ende 2023.
Österreich mag keine langweiligen Fixzinskredite
Nicht nur vermögende CHF-Schuldner sitzen aus. Im Oktober 2023 gab es laut dem Standard immer noch 45.000 private Haushalte mit einem Franken-Kredit. Sie hatten zusammen 7,9 Milliarden Euro bei den Banken zu tilgen.
Bis Ende 2023 sanken die Fremdwährungsschulden laut Finanzmarktaufsicht (FMA) auf 7,5 Milliarden Franken. Sie dürfte sich auf knapp 43.000 Betroffene verteilen, lässt sich per Dreisatz ermitteln. Eine genaue Statistik gibt es nicht.
Dahinter dürfte Kalkül stecken: Banken und FMA wollen nicht, dass man die Anzahl ausständiger Franken-Kredite mit der EUR/CHF-Kursentwicklung übereinander legt. Dann könnte man Trends identifizieren.
Als der Eurokurs beispielsweise im Februar 2021 kurz auf 1,1150 CHF stieg, dürften weniger CHF-Kreditnehmer in einen Euro-Kredit konvertiert haben.
Es gibt die klare Vorgabe aus der Politik und von den Banken, die Franken-Kredite so schnell wie möglich zu abzubauen. Geldhäuser behandeln CHF-Schuldner oft wie kleine Kinder, die es gilt aus ihren Fremdwährungskrediten hinauszubegleiten.
Weiterlesen: Hinausbegleiten aus Franken-Krediten nimmt Fahrt auf
In Österreich gibt es eine recht hohe Bereitschaft mit einem Kredit ein Risiko einzugehen. Das zeigt neben den Franken-Krediten ein mehr als doppelt so hoher Anteil variabel verzinslicher Euro-Kredite im Vergleich zum EU-Durchschnitt.
2024 laufen Franken-Kredite gut: Wie lange noch?
Solange der Wechselkurs des Euro zum Schweizer Franken konstant oder am steigen ist, erscheint es sinnvoll einen Franken-Kredit auszusitzen.
Anfang Mai 2024 stieg der Euro auf 0,9840 CHF. Eine Aufwertung von 6% in vier Monaten. Ende 2023 war der Kurs bei 0,9250. Zuletzt ging es hin und her. Das führt zu einem gewissen Wirrwarr der Prognosen für das laufende Jahr. Das lässt sich aber nicht vermeiden. Man darf mit einer Prognose nicht verheiratet sein.
Auf der Basis von Price Action getroffene Wechselkurskursprognosen müssen ständig neu angepasst werden.
Beispiel: Ende April gab es eine Wahrscheinlichkeit von 55%, dass der Eurokurs auf 1,01 CHF hochschießt. Entsprechend war der Ausblick für Franken-Kreditnehmer im April 2024 besser.
Weiterlesen: Der Ausblick für Franken-Kreditnehmer bis 2025
Der Euro dürfte im Mai seine aufwertungsstärkste Phase hinter sich haben, zeigt das neue Prognose-Update an. Der EUR/CHF-Kurs gipfelte Ende April bei 0,9850, der aktuell sich nach vorne drängende Ausblick.
Der Teufel steckt im Detail:
Franken-Kreditnehmer erinnern sich an die Wechselkursentwicklung vor sechs Jahren. Anfang Mai 2018 gipfelte der Eurokurs bei 1,20 CHF. Er hatte zuvor in 40 Monaten 22% zum Schweizer Franken aufgewertet.
- Der Eurokurs kletterte damals zweimal über 1,20 CHF: Am 19. April 2018 auf 1,2001 und am und 20. April 2018 auf 1,2005.
- Es waren Anstiege während des Handelstages (Intraday-Hochs). Ein Schlusskurs über 1,20 CHF blieb dem Euro beide Mal verwehrt.
- Im Mai 2018 stieg der Eurokurs nur mit zwei Nachkommastellen auf 1,20. Die Intraday-Hochs wurden am 1. Mai bei 1,1973 und am 8. Mai bei 1,1980 gesetzt.
2024 ist die EUR/CHF-Kursentwicklung demselben Muster gefolgt, d. h. das Hoch vom April konnte im Mai nicht erneut erreicht werden:
- Der Eurokurs stieg am 4. April 2024 auf ein Intraday-Hoch bei 0,9850. Am 8. April wurde mit 0,9830 der für einen Linienchart höchste Schlusskurs gesetzt.
- Wieder blieb das Intraday-Hoch vom 1. Mai mit 0,9837 unter dem vom April bei 0,9850.
- Der höchste Schlusskurs (wurde ebenfalls am 1. Mai gesetzt) blieb mit 0,9810 unter dem Aprilwert von 0,9830.
Ein Schauder läuft Devisenmarktbeobachtern, die den Euro 2024 vorne sehen, über den Rücken beim Ziehen einer weiteren Parallele: Zwischen 8. Mai bis 29. Mai 2018 fiel der Euro-Franken-Kurs rapide von 1,1980 auf 1,1370 (-5,2%).
Auch im Mai 2024 gibt es bereits eine Tendenz nach unten. Der Wechselkurs sank am 3. Mai auf 0,9725. Es dürfte noch tiefer gehen, zeigt der neue EUR/CHF-Ausblick.
2025 tun fallende Zinsen dem Euro erst einmal weh
Wenn die Europäische Zentralbank (EZB) beginnt die Zinsen zu senken, hat der Euro noch jedes Mal zum Schweizer Franken abgewertet. Zwar kürzte auch gleichzeitig die Schweizerische Nationalbank (SNB) die Zinsen. Das tat dem Rückgang der Euro-Franken-Rate allerdings keinen Abbruch.
Möglicherweise hat der Euro noch etwas Schonfrist. Die letzte Inflationszahlen aus dem Euroraum waren höher als erwartet. Es besteht die Möglichkeit, dass EZB-Chefin Lagarde ihre für Juni angekündigte Leitzinssenkung um sechs Wochen nach hinten verschiebt. Das ist aber reine Spekulation der EZB-Beobachter.
Wenn die EZB die Zinsen runterschraubt, sinken die Zinsen auf Euro-Kredite. Eine Umschuldung von einem Franken-Kredit in einen Euro-Kredit kann dann zu einem niedrigeren Zins gemacht werden.
In der Praxis dürfte diese Rechnung nicht aufgehen. Das, was der Franken-Kreditnehmer an Zinsen spart, bezahlt er um ein Vielfaches per Wechselkursverlust drauf.
Beispiel: Die EZB senkt den Leitzins mehrere Mal zwischen Mitte 2024 und Anfang 2025 von 4,5% auf 2,5%.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat weniger Spielraum. Sie geht von 1,5% auf 0,5% runter. Dadurch verringert sich der Zinsvorteil des Euro. Der EUR/CHF-Kurs sinkt erneut auf 0,9250.
Ein erneutes Absinken auf das Rekordtief vom Dezember 2023 bei 0,9250 ist sogar das wahrscheinlichste Szenario (siehe unten). Man muss gewarnt sein, es kann ganz schnell gehen. Der Rückgang von 0,97 auf 0,9250 dauerte lediglich sechs Wochen.
Die besten EUR/CHF-Prognosen 2025-2028
Aktuell können drei fundierte Langfristprognosen für die EUR/CHF-Entwicklung zwischen 2025 bis 2028 getroffen werden.
1. Eurokurs steigt auf 0,99 CHF bis Anfang 2027
Der Eurokurs sinkt bis Anfang 2025 um eine weitere Treppenstufe (Stairs Pattern) auf 0,91 CHF. Das Tief vom Dezember 2023 bei 0,9250 wird um 1,5% nach unten verschoben.Der Euro hatte mit dem Rückgang auf 0,9250 das vorherige Tief vom September 2022 bei 0,94 um 1,5% nach unten verschoben. Es folgte ein Anstieg auf 0,95-0,96 bis zum 3. Quartal 2026.
Hintergrund ist ein Wedge Bottom auf dem Wochenchart. Es fordert einen 3. Abwärts-Stoß auf 0,91. Erst danach kann die Formation ihre Trendumkehr-Funktion ausüben.
Weiterlesen: Euro Entwicklung / CHF Prognose 2027
Weil die Bildung des Wedge Bottom drei Jahre dauerte (September 2022 bis voraussichtlich Juni 2025), ist mit einer Gegenbewegung (ein Anstieg des Euro) von etwa 18 Monate zu rechnen.
Ergebnis: Der Eurokurs steigt bis Anfang 2027 auf 1,01 CHF.
2. Eurokurs steigt auf 1,08 CHF bis 2028
Der Eurokurs fällt bis 2025 auf 0,90 CHF und steigt bis 2028 auf 1,05-1,10. Damit endet der 5. langfristige Wechselkurs-Zyklus.EUR/CHF-Prognose 2028 basierend auf 54 Jahre Kurshistorie einsehen...>
3. Eurokurs sinkt auf 0,94 CHF bis Mitte 2026
Der Eurokurs sinkt wegen EZB-Leitzinssenkungen zunächst auf 0,89 bis Ende 2025/Anfang 2026. Kommt die EZB im letzten Drittel ihrer laxen Geldpolitik an, beginnt der Euro zu steigen, und zwar auf 0,94 bis Mitte 2026.Diese Prognose ist die faktenschwächste, weil sie auf fundamentalen Einschätzungen basiert.
EUR/CHF-Prognose 2026 basierend auf Zinssenkungen einsehen...>
Euro rollt Feld von hinten auf: 1,05 CHF bis 2028
Der Euro wird zwischen bis 2028 zum Schweizer Franken bei weitem nicht so stark abwerten wie zwischen 2018 und 2023. Das lässt sich aus der Price Action des EUR/CHF-Kurses herauslesen.
Franken-Kreditnehmer müssen dennoch auf der Hut sein. Nach dem Rückgang des Euro auf 0,9250 CHF im Dezember 2023 gilt es sich auf erneutes Abtauchen und unterbieten des Rekordtiefs einzustellen.
Der Eurokurs wird demzufolge relativ schnell, und zwar bis Anfang 2025 auf 0,89-0,91 sinken.
Anschließend beginnt ein längeres Aufbäumen. Es dürfte mindestens zwölf, höchsten 36 Monate, dauern. Der Euro-Franken-Kurs steigt bis 2027/28 auf 0,98-1,05. Für zwischen 2027 und 2030 endfällige Franken-Kredite würde es also recht gut ausgehen.
Die auf der historischen Kursentwicklung und seit der Einführung flexibler Wechselkurse 1970 basierende EUR/CHF-Prognose ragt heraus. Sie sieht einen Anstieg des Euro auf mindestens 1,05 CHF (+16%).
Der Euro kann das leisten, zeigen die Jahre 2015-2018. In der letzten großen Aufbäumphase wertete er noch stärker auf. Er stieg von 0,98 auf 1,20 (+22%).