Der Eurokurs wird nach Einschätzung von Deutscher Bank und Raiffeisen Österreich spätestens in den ber-Monaten wieder steigen. Aktuell kostet 1 Euro 0,95 CHF. Im Mai waren es 0,99 CHF.
In der Schweiz überrascht die Frankenstärke niemanden. "Ich denke, dass der Euro das Jahr unter 95 Rappen beenden wird", erwartet der renommierte Devisenexperte Thomas Stucki von der St.Galler Kantonalbank.
In Deutschland und Österreich ist man anderer Auffassung: Die Wechselkursprognose 2024 der Deutschen Bank sieht das EUR/CHF-Devisenpaar bis November 2024 auf 0,99 steigen.
Zwar betont Deutschlands größte Bank, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) weniger Zinssenkungen vornimmt, als bislang erwartet. Zu einer besseren CHF-Prognose mit einem tieferem Eurokurs führt das aber nicht.
Auch Raiffeisen Research schätzt den Euro hoch ein: "Wir erwarten, dass sich der Wechselkurs im weiteren Jahresverlauf in einer Bandbreite von EURCHF 0,9600 bis 0,9950 bewegen wird."
Quellen:
🔗 Euro sinkt unter 0,95 CHF, St. Galler Kantonalbank
🔗 Euro steigt auf 0,99 CHF, Deutsche Bank
🔗 Euro bis auf 0,9950 CHF, Raiffeisen Research (sicherer pdf-Download)
Frankenstärke
In den letzten drei Wochen hat der Euro seine Kursgewinne der davor liegenden 13 Wochen verloren. Er fiel von 0,9930 auf 0,9500 CHF (-4,2%).
Für fundamentale Daten gewichtende Experten am Devisenmarkt gibt es für den Absturz zwei Gründe:
- Die Europäische Zentralbank (EZB) senkt die Zinsen voreilig. Das macht den Euro für institutionelle Anleger unattraktiv. Die Inflation in der Eurozone wird weder dieses noch nächstes Jahr auf 2% sinken.
- Der Ausgang der Europawahl hat einen Nerv getroffen. EU und Euro sind nicht so stabil, wie man annahm.
Der Anstieg des Euro in den ersten fünf Monaten des Jahres wurde von einem 3%-Zinspolster begünstigt. Die EZB-Leitzinsen waren bei 4,00% bis 4,50%, die der SNB bei 1,50% bis 1,75%.
Auch nach Abzug der Inflation waren die kurzfristigen Zinsen in der Eurozone höher als in der Schweiz. Doch das ändert sich gerade.
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Ein schrecklicher Verdacht
Die EZB senkt die Zinsen voreilig, damit die "alten" Probleme zahlreicher Euroländer (Stichwort: Staatsschuldenkrise 2010-2015) nicht wieder zu Tage treten.
Völliger Unfug, sagen die Vertreter aus dem Süden. In der Tat sind Italien und Spanien beim Wirtschaftswachstums derzeit besser als Deutschland.
Allerdings fußt die bessere Konjunktur auf staatlichen Finanzspritzen, genauer gesagt, auf dem EU-Aufbaufonds.
Als der auf einer Vergemeinschaftung von Schulden basierende Fonds beschlossen und umgesetzt wurde, sprang der Euro hoch. Er stieg von 1,05 auf 1,1150 CHF zwischen Mai 2020 und Februar 2021.
Weil Deutschland künftig für die Schulden Italiens, Österreich für die Portugals einsteht, wurde der Euro sicherer und auch attraktiver.
Laufen die Fördergelder aus, wird sich sich das Wachstum im Süden abschwächen und das Schuldenthema erneut auf der Agenda stehen.
"Der Euro wird weiter unter Vertrauensverlusten leiden. Der Franken dürfte deshalb stärker werden" sagt der Ex-SNB-Anlagechef Stucki im Gespräch mit cash.ch.
EUR/CHF-Ausblick
Die meisten Euroländer gehören in die Gruppe der führenden Industrieländer. Davon gibt es auf der Welt weniger als viele glauben.
Das reicht allerdings nicht, damit der Euro gegen die hochentwickelte Schweizer Wirtschaft und den Franken bestehen kann.
Wegen des Absturzes von 0,9930 auf 0,95 rückt eine auf der historischen Kursentwicklung der letzten 25 Jahren basierende Prognose nun wieder in den Vordergrund.
Ihrzufolge wird der Eurokurs in diesem Jahr unter 0,9260 CHF sinken:
Was 25 Jahre Euro CHF Kursentwicklung für 2024 anraten
Wechselkursprognosen basierend auf Price Action und dem Daily Chart sehen ebenfalls ein Rückfall auf das Rekordtief von Ende Dezember 2023. Seinerzeit sank die Euro-Franken-Rate auf 0,9250.
Eine auf dem EUR/CHF-Wochenchart basierende Prognose liefert einen besseren Ausblick für die Gemeinschaftswährung. Man braucht allerdings einen langen Atem.
Gemäß der längerfristigen Price Action wird der EUR/CHF bis zum 2. Quartal 2025 erst einmal auf 0,91 sinken.
Viele werden dann sagen, so wie Ende 2024 beim Absturz auf 0,9250, dass es noch tiefer nach unten geht. Stattdessen kommt eine plötzliche Trendwende. Der Euro steigt auf 1,01 CHF bis Anfang 2027.
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Euro Entwicklung / CHF Prognose 2027