Guter Dinge, dass es mit dem EUR/CHF-Kurs weiter bergab geht, winken die Bären mit der Flagge. Die keilförmigen Bärenflagge ist das Ergebnis der Krisenstimmung: "Frankreich muss 100 Milliarden Euro einsparen, um nicht wie Italien zu enden." Die zweite große Euro-Blase beginnt zu platzen.
Eine kleine Bärenflagge war der Anfang. Sie warf den Eurokurs von 0,9780 auf 0,9520 CHF (-2,6%) zurück. Sie wird von einer großen Bärenflagge überschattet. Die Price Action entwickelt sich damit von Setup zu Setup, welche fließend in einander übergehen. Morphing nennen das die Experten.
Die große Bärenflagge birgt hohes Verlustpotenzial für den Euro. Eine erste, vorsichtige Prognose sieht eine Aufwertung des Schweizer Franken auf 0,9330 per 1 Euro. Der Franken dürfte es damit aber nicht bewenden lassen (siehe unten).
"Einige französische Anleihen haben höhere Zinsen als portugiesische Papiere mit niedrigerem Rating", meldet Bloomberg. Die Versprechen der Regierung die Ausgaben zu kürzen, seien "unrealistisch", kritisiert der französische Rechnungshof. Viele Euroländer, allen voran Italien und Griechenland, haben natürlich auch zu hohe Schulden. In Österreich ist es nicht so gravierend, aber auch hier liegt man über 3% Neuverschuldung. Die zweite große Euro-Blase beginnt zu platzen.
"Im Fall zusätzlicher, aufflammender geopolitischer Risiken, kann der Franken weiterhin jederzeit stark zum Euro befestigen", kommentiert die Erste Group in ihrem neuen Quartalsbericht.
Kann sich der Euro noch befreien? Ein paar Wochen oder Monate lassen sich die Probleme noch unter den Teppich kehren. Der US-Präsidentschaftswahlkampf den Fokus weg von den Europäern, zumal Amerika noch tiefer in der Kreide steht.
Die USA haben wohlwollende Gläubiger im Ausland, besonders in Asien-Pazifik. Hier ist man auf den militärischen Beistand und die nukleare Abschreckung angewiesen. Südkorea und Taiwan sind sich bewusst, dass ihre Entwicklung zu hochentwickelten Industriestaaten nur möglich war, weil sie von den USA beschützt wurden. Japan ist ebenfalls ein Powershopper von US-Staatsanleihen.
Frankreich hat solche Gläubiger nicht. Es ist auf die Europäische Zentralbank (EZB) angewiesen. Die verdient kein richtiges Geld. Sie druckt Banknoten und gibt sie über eine Umleitungen (damit die Euro-Verträge formell eingehalten werden) dem französischen Staat. Das heizt die Inflation an und schwächt den Euro.
Für den Schweizer Franken sieht es sehr gut aus. Es gibt drei Möglichkeiten:
- Zankapfel-Krise: Präsident Macron wirft das politische Gewicht Frankreichs in die Waagschale und kommt den Budgetkürzungen nicht nach. Die Gruppe der Euroländer mit einigermaßen soliden Staatsfinanzen, angeführt von Deutschland, kritisieren Frankreich daraufhin. Das von Nationalisten und sparfeindlichen Linksparteien dominierte französische Parlament wirft "viel Schlamm" auf Deutschland zurück.
- Euro-Verwässerung: Die Europäische Zentralbank (EZB) kauft französische Staatsanleihen mit Geld aus der Notenpresse.
- Das dritte Szenario ist das von den EU-Währungshütern in Brüssel verfolgte: "Kicking the Can down the Road". Man versucht den Konflikt aufzuschieben, bis die EZB wegen einer schwächeren, aber weiter über 2% liegenden Inflation, Spielraum hat, die Zinsen auf 0% zu senken. Zusammen mit versteckten Käufen von französischen Staatsanleihen (die EZB nahm vor zwei Jahren ein solch verstecktes Kaufprogramm in ihre Statuten auf), wird der französische Staat entlastet.
Frankreich hat mit 2,3 Billionen Euro den höchsten Staatsschuldenberg Europas. Der lässt sich mit tieferen Zinsen für ein halbes Jahr weiter managen, ehe die "alten" Problem wieder zum Vorschein kommen.
Alle Ausgänge sind schlecht für den Wert der Gemeinschaftswährung. Daher ist das Kursziel für den Euro von 0,9330 CHF konservativ. Eine Bärenflagge ist eine Trendfortsetzungs-Formation. Fortgesetzt wird der Abwärtstrend, der seit 29. Dezember 2023, als der Eurokurs auf 0,9250 CHF sank, unterbrochen ist.
Der EUR/CHF-Kurs wird früher oder später unter 0,9250 sinken. Das diesem Rekordtief vorausgegangene unterbot der Kurs um 1,8%. Ist man vorsichtig und setzt eine Euro-Abschwächung von an 1,5%, sinkt der EUR/CHF-Kurs 2025 auf 0,9120.
Zum Thema: Schweizer Franken Prognose 2025: 1 Euro = 0,90 CHF
Es gibt keine Garantie für nachlassende Abwärtsdynamik ("Waning Momentum"). Ebenso gut ist möglich, dass der EUR/CHF-Kurs 3% unter das Rekordtief bei 0,9250 fällt. Dann hätte man zum ersten Mal in der Geschichte einen Wechselkurs unter 0,90.
Prognosen 2024/25
- Der Euro-Franken-Kurs fällt auf 0,9330 im November/Dezember 2024.
- Ist der Devisenmarkt Multitasking fähig ist, lässt er sich vom US-Wahlkampf nicht ablenken. Der Euro sinkt dann bereits im September oder Oktober auf 0,9330.
- Im ersten Halbjahr 2025 sinkt der Euro-Franken-Kurs weiter auf 0,89-0,91 und vervollständigt das nächste Setup.