SNB-Jumbo-Zinsschritt wird wahrscheinlicher
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SNB-Jumbo-Zinsschritt wird wahrscheinlicher

Cartoon Grafik illustriert Jumbo Zinssenkung der SNB

SNB-Update:

  • Die Wahrscheinlichkeit einer großen Leitzinssenkung (Jumbo Cut) der Schweizerischen Nationalbank (SNB) steigt auf 33%.
  • Demnach wird die SNB auf ihrem Zins-Entscheid am 26. September den Leitzins von 1,25% auf 0,75% senken.
  • Vor einer Woche lag diese Wahrscheinlichkeit bei 25%. Im August hatten Zins-Futures eine Chance von 14% errechnet.

Schweiz macht mehr Einfluss auf EUR/CHF-Kurs geltend

Der EUR/CHF-Kurs ist Gegenstand intensiver Diskussionen, da eine Reihe von Ereignissen und wirtschaftlichen Entwicklungen in der Schweiz Auswirkungen auf das Währungspaar hat. Die Devisennotierung hat in den letzten Monaten erhebliche Schwankungen erlebt, und die Frage, ob der Kurs in Richtung 1,00 steigen oder eher auf 0,90 sinken wird, beschäftigt viele. Im Folgenden werden die wichtigsten Faktoren und ihre Auswirkungen auf den EUR/CHF-Wechselkurs beleuchtet.

1. Forderungen von Swissmem und SNB-Interventionen

Die Industrievereinigung Swissmem hat öffentlich gefordert, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Schweizer Franken durch Zinssenkungen und Währungsinterventionen schwächt. Dies zeigt, dass die Industrie den starken Franken als Belastung für die Exportwirtschaft ansieht. Ein schwächerer Franken verbessert die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Unternehmen im Ausland.

Derzeit sehen Zinsfutures eine Wahrscheinlichkeit von 19%, dass die SNB im September eine Zinssenkung um 0,5% vornehmen wird. Eine Zinssenkung würde tendenziell den Franken schwächen und damit zu einem Anstieg des EUR/CHF-Wechselkurses führen. Die Tatsache, dass die SNB kürzlich Währungsinterventionen durchgeführt hat, um die Frankenstärke abzumildern, unterstützt diese Perspektive.

Fazit: Sollten Zinssenkungen und Deviseninterventionen durchgeführt werden, könnte der EUR/CHF in Richtung 1,00 steigen.

SNB-Deviseninterventionen: Ein Blick hinter die Kulissen

Die Schweizerische Nationalbank hat kürzlich am Devisenmarkt interveniert, um den starken Franken zu schwächen. Diese Interventionen sind ein klares Signal dafür, dass die SNB aktiv eingreift, wenn sie eine übermäßige Aufwertung des Frankens als Bedrohung für die Schweizer Wirtschaft sieht.

Solche Eingriffe erfolgen durch den Verkauf von Schweizer Franken und den Kauf von Fremdwährungen wie dem Euro. Die Maßnahme erhöht das Angebot an Franken und übt Druck auf den Wechselkurs aus, was zu einer Abwertung des Frankens führt.

Die SNB greift in der Regel dann ein, wenn sie der Ansicht ist, dass der Franken aufgrund externer Faktoren, wie z.B. einer globalen Finanzkrise oder geopolitischen Spannungen, zu stark wird. Eine solche Aufwertung kann die Schweizer Exporte verteuern und die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Wirtschaft beeinträchtigen.

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2. Wirtschaftswachstum und Inflation


Karikatur SNB Jordan EZB Lagarde: Wer ist besser bei Inflationsbekämpfung?

Auf der anderen Seite wächst die Schweizer Wirtschaft robuster als die der Eurozone. Dieses überdurchschnittliche Wachstum unterstützt den Franken, da es ein Zeichen für eine stärkere Volkswirtschaft ist.

"Aus Schweizer Sicht gibt es keinen Grund für Panik. Die hiesige Wirtschaft hält sich stabil", schreibt die Neue Zürcher Zeitung. In den Euroländern, vor allem in Deutschland und Frankreich, hat sich das Wachstum über den Sommer merklich abgeschwächt.

Die jährliche Inflationsrate in der Schweiz lag im Juli 2024 bei 1,3%, verglichen mit 2,6% in der Eurozone. Die Kerninflation in der Eurozone war sogar noch höher, bei 2,9%. Diese Unterschiede in der Inflationsrate sprechen langfristig für einen stärkeren Franken. Eine geringere Inflation in der Schweiz bedeutet, dass die Kaufkraft des Franken im Vergleich zum Euro weniger abnimmt.

Fazit: In der mittel- bis langfristigen Perspektive (18-24 Monate) wird ein Rückgang des EUR/CHF-Kurses, gestützt durch das stärkere Wirtschaftswachstum und die niedrigere Inflation in der Schweiz, angezeigt.

3. Neuer SNB-Präsident Martin Schlegel und die Zukunft der Geldpolitik

Mit Martin Schlegel als neuem Präsidenten der SNB bleibt die Geldpolitik klar auf Preisstabilität fokussiert. Dies bedeutet, dass die SNB weniger bereit ist, den Franken signifikant zu schwächen, insbesondere wenn dies die Inflation über das Ziel hinaus ansteigen lässt. Im Gegensatz dazu verfolgt die Europäische Zentralbank (EZB) ihr Mandat der Preisstabilität weniger entschlossen, was den Wert des Euro zum Franken anhaltend unter Druck setzt.

Obschon aktuell die mögliche SNB-Zinssenkung um 0,5% im Fokus steht, gilt: Die Geldpolitik der SNB ist strikter als die der EZB. Zwei Beispiele zeigen das: (1) Nachdem Mitte 2021 klar war, dass die Inflation weltweit anfängt zu steigen, hatte die SNB noch vor der EZB begonnen, die Zinsen zu erhöhen. (2) Für die EZB ist Geldwertstabilität kein so hohes Gut wie für die SNB. Das zeigen die Staatsanleihenkäufen der EZB in Billionenhöhe. Diese Käufe wurden finanziert mit Geld aus der EZB-Notenpresse.

Fazit: Der Fokus auf Preisstabilität der SNB ist glaubwürdiger als der der EZB. Dies spricht für eine Abschwächung des Euro auf 0,90 CHF.

Aktuelle EUR/CHF-Entwicklung und Ausblick

Der EUR/CHF-Wechselkurs hat sich von seinem Hoch bei 0,99 im Mai 2024 auf 0,92 Anfang August 2024 bewegt und liegt aktuell bei 0,95. Angesichts des besseren Wachstums und der niedrigen Inflation in der Schweiz, ist es wahrscheinlicher, dass der EUR/CHF erneut in Richtung 0,92 oder sogar darunter fällt, anstatt wieder auf 0.99 zu steigen. Einzig mögliche Interventionen und Zinssenkungen der SNB könnten diesen Trend kurzfristig umkehren.

Absicherungsstrategien für Schweizer Unternehmen

Für Schweizer Unternehmen, die Waren und Dienstleistungen im Euroraum verkaufen, ist die Absicherung gegen einen fallenden EUR/CHF-Wechselkurs von Bedeutung. Ein effektives Instrument zur Absicherung ist der Abschluss von Termingeschäften. Diese ermöglichen es Unternehmen, den Wechselkurs für zukünftige Transaktionen im Voraus festzulegen, was Planungssicherheit bietet und das Risiko von Wechselkursverlusten minimiert.

Beispielsweise kann ein Unternehmen, das in sechs Monaten eine Zahlung in Euro erwartet, heute ein Termingeschäft abschließen, um den aktuellen Wechselkurs von 0,95 zu sichern. Sollte der EUR/CHF auf 0,90 fallen, würde das Unternehmen dennoch den höheren Kurs von 0,95 erhalten und somit Verluste vermeiden.

Ein weiteres Beispiel ist der Einsatz von Optionen. Sie geben dem Unternehmen die Möglichkeit, den Wechselkurs für eine zukünftige Transaktion abzusichern, während sie gleichzeitig bei einer günstigeren Wechselkursentwicklungen, also einem steigenden EUR/CHF-Kurs, profitieren. Optionen funktionieren wie Versicherungen. Anders als beim Termingeschäft, ist jedoch eine Optionsprämie zu bezahlen.

Um sich gegen einen fallenden EUR/CHF-Wechselkurs abzusichern, kauft das Unternehmen eine Verkaufsoption auf den Euro. Diese Option gibt dem Unternehmen das Recht, in sechs Monaten Euro zu einem festgelegten Kurs von 0,95 zu verkaufen. Sinkt der EUR/CHF-Wechselkurs auf 0,90, übt das Unternehmen die Option aus und verkauft Euros zum besseren Kurs von 0,95. 

Solche Absicherungsstrategien sind besonders relevant in Zeiten erhöhter Wechselkursschwankungen, wie sie derzeit aufgrund der zahlreichen wirtschaftlichen und geldpolitischen Entwicklungen in der Schweiz zu beobachten sind.

Zusammenfassung

Die jüngsten Entwicklungen in der Schweiz deuten eher auf eine Schwächung des Euro gegenüber dem Schweizer Franken hin. Die robuste Schweizer Wirtschaft, die niedrige Inflation und die glaubwürdigere Geldpolitik der SNB sprechen für einen weiteren Rückgang des EUR/CHF-Wechselkurses.

Obwohl Zinssenkungen und Währungsinterventionen der SNB den Franken vorübergehend schwächen könnten, bleibt der langfristige Trend zugunsten des Frankens. Schweizer Unternehmen, die in den Euroraum exportieren, sollten daher Strategien zur Absicherung gegen einen fallenden EUR/CHF-Kurs in Betracht ziehen.

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