In Österreich haben rund 40.000 Haushalte Kredite in Schweizer Franken am laufen. Diese Haushalte sehen sich den Herausforderungen gegenüber, die durch die Schwankungen des EUR/CHF-Wechselkurses entstehen. Weil ihr Einkommen in Euro ist, wird die Rückzahlung der Kredite durch Wechselkursbewegungen stark beeinflusst. Die meisten Kredite werden am Ende einer oft 20-jährigen Laufzeit zurückgezahlt.
Wechselkursfluktuationen und deren Auswirkungen auf die Rückzahlung
Im ersten Halbjahr 2024 stieg der EUR/CHF-Wechselkurs auf bis zu 0,9930. Eine Aufwertung des Euros gegenüber dem Franken senkt die endgültige Rückzahlungssumme für Haushalte mit Schweizer-Franken-Krediten. Ein höherer Wechselkurs bedeutet, dass weniger Euro benötigt werden, um die gleiche Menge Schweizer Franken zurückzuzahlen.
Beispiel: Ein österreichischer Haushalt, der im März 2005 einen Kredit in Höhe von 150.000 Euro aufnahm, als der Kurs bei 1,55 lag, ging damals eine Verschuldung von 232.500 Franken ein. Mit dem heutigen Wechselkurs von 0,95 müsste der Haushalt 244.747 Euro zurückzahlen, was einem Verlust von 94.747 Euro im Vergleich zum ursprünglichen Betrag entspricht.
Am 5. August 2024 erreichte der EUR/CHF-Kurs einen Tiefststand von 0,9210. Der Rückgang des Wechselkurses führt zu einer noch höheren Rückzahlung. Bei einem Kurs von 0,9210 müsste der Haushalt 252.437 Euro zurückzahlen, was einen Verlust von 102.437 Euro bedeutet.
Einfluss von Zinssätzen auf die Kreditkosten
Obwohl die Zinssätze für Schweizer-Franken-Kredite in Österreich tendenziell niedriger sind als für Euro-Kredite, kommt dieser Vorteile durch den Wechselkursverluste nicht zu tragen. Franken-Kredite haben variable Zinssätze, die an den CHF 1-Monats- oder 3-Monats-Saron gebunden sind. Kürzliche Zinssenkungen durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) haben zwar zu niedrigeren Zinszahlungen geführt, jedoch reichen die Einsparungen nicht aus, um die erheblichen Wechselkursverluste zu kompensieren.
Prognosen für die nächsten 6 Monate:
Szenario 1: EUR/CHF fällt auf 0,90
Sollte der EUR/CHF-Kurs in den nächsten sechs Monaten auf 0,90 fallen, würde die Rückzahlung auf 258.333 Euro steigen. Dies würde für den Haushalt einen Verlust von 108.333 Euro bedeuten, was eine erhebliche finanzielle Belastung darstellt.
Szenario 2: EUR/CHF steigt auf 1,00
Sollte der EUR/CHF-Kurs auf 1,00 steigen, würde der Haushalt 232.500 Euro zurückzahlen müssen. Dies entspricht einem Verlust von 82.500 Euro im Vergleich zum ursprünglichen Kreditbetrag. Obwohl dies eine Verbesserung gegenüber den aktuellen Bedingungen darstellt, bleibt dennoch ein erheblicher Verlust bestehen.
Szenario 3: EUR/CHF bleibt bei 0,95
Bleibt der EUR/CHF-Kurs auf dem aktuellen Niveau von 0,95, ändert sich an der Situation für den Haushalt nichts. Der Haushalt würde weiterhin 244.747 Euro zurückzahlen müssen, was einen Verlust von 94.747 Euro bedeutet. Während dieses Szenario weder die schlimmsten Befürchtungen noch die besten Hoffnungen bestätigt, zeigt es die anhaltende Belastung durch Wechselkursverluste.
Sollten österreichische Haushalte auf Euro-Kredite umsteigen?
Die Entscheidung, ob Haushalte von einem Schweizer-Franken-Kredit auf einen Euro-Kredit umsteigen sollten, ist komplex. Ein Euro-Kredit bringt höhere Zinssätze mit sich, hat jedoch den großen Vorteil für den Kreditnehmer nicht mehr dem Wechselkursrisiko ausgesetzt zu sein. Die Umstellung auf einen Euro-Kredit würde jedoch zusätzliche Kosten verursachen, einschließlich der Umstellungsgebühren der Banken. Es ist entscheidend, diese Kosten gegen die möglichen zukünftigen Wechselkursverluste abzuwägen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Entscheidung stark von der individuellen finanziellen Situation und der Einschätzung der künftigen Wechselkursbewegungen abhängt. Die langfristige Entwicklung des Wechselkurses und der Inflation wird hierbei eine zentrale Rolle spielen.
Die niedrigere Inflation in der Schweiz im Vergleich zur Eurozone wirkt sich negativ auf den EUR/CHF-Kurs aus, da die Kaufkraft des Schweizer Frankens relativ stärker bleibt. Dies führt zu einer langfristigen Abwertung des Euro gegenüber dem Franken. Für österreichische Haushalte mit Schweizer-Franken-Krediten bedeutet dies, dass der Rückzahlungsbetrag in Euro in den nächsten fünf Jahren tendenziell weiter steigt. Dies erhöht das Risiko von Verlusten und erfordert eine sorgfältige Abwägung der langfristigen Finanzierungsmöglichkeiten.