Safe Haven-Image des CHF intakt, nicht so des US-Dollars
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Safe Haven-Image des CHF intakt, nicht so des US-Dollars

Wieder unter 0,93 fallend, sagt der Euro-Franken-Kurs: Die Sache mit den Trump-Zöllen, einer globalen Rezession und dem Ansturm der Anleger auf Sichere Häfen ist noch nicht vorbei. 

Die Finanzmärkte bleiben trotz dem Rückzieher von Präsident Trump in Aufruhr. Die Renditen der 10-jährigen US-Staatsanleihe kletterten zeitweise über 4,5 % und der 30-jährige Satz erreichte über 5 %, während die Anleihekurse stark einbrachen.

Händler berichten, dass Japan und China beginnen könnten, US-Staatsanleihen abzustoßen – ein Signal, das den US-Regierenden zu denken gab. Das Weiße Haus reagierte prompt auf diesen Druck und legte die reziproken Zölle für drei Monate auf Eis.

Donald Trumps Wirtschaftsberater, Kevin Hassett, räumte ein, dass die Lage am US-Staatsanleihenmarkt Dringlichkeit“ in die Entscheidung, die Zölle zu pausieren, brachte.

Safe Haven unter Beschuss

Üblicherweise gilt der US-Dollar neben dem Schweizer Franken als sicherer Hafen. Aktuell zeigt sich jedoch ein anderes Bild: Der US-Dollar verliert an Boden, während der Euro deutlich gegenüber ihm an Wert gewinnt.

Diese Entwicklung wird von den Finanzmärkten als kritischer Hinweis an die Trump-Administration gewertet. Die USA sind der weltweit größte Schuldner – ein Umstand, der es ihnen nicht erlaubt, anderen Ländern, die ihre Gläubiger sind, drakonische Vorschriften zu machen.

US-Dollar rutscht auf neues Tief gegen Franken

Zeitgleich verliert der US-Dollar gegenüber dem Schweizer Franken deutlich an Wert und fällt auf den tiefsten Stand seit Dezember 2023. Neben dem wieder sinkenden EUR/CHF-Kurs ist dies ein weiteres Signal dafür, dass die Märkte trotz Trumps 90-tägiger Zollpause nervös bleiben. Anleger scheinen dem US-Fiskalprofil zunehmend zu misstrauen.



EUR/CHF-Kurs im Aufwind - Zölle werden zurückgenommen

10.04.25 05:15
EUR/CHF Linienchart zeigt 1,6 % Intraday-Anstieg

Anleger werfen ihre Risikoscheu beiseite und gehen in den Euro. Präsident Trump senkt die neuen Einfuhrzölle für die meisten Handelspartner auf 10% für 90 Tage. Diese Maßnahme soll den Raum für das Dealmaking eröffnen. Die Entscheidung erfolgte wenige Stunden nachdem die USA strengere, reziproke Zölle auf Waren aus fast 90 Ländern begannen zu vereinnahmen. Aktien reagieren mit extrem hohen Tagesgewinnen. Der EUR/CHF steigt dank des dominierenden Risk-off-Modus von 0,9250 auf 0,9400.

Trotz der Tarifpause bleiben alle reziproken Zölle von 10% in Kraft. Marktteilnehmer beobachten auch Trumps Drohung eines 125%-Zolltarifs auf chinesische Importe. Diese Unsicherheiten dämpfen die Stimmung, da sie den Handelskrieg zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt weiter befeuern. Die Rally bei risikoreichen Assets wie Aktien steht daher auf wackligen Beinen. Der EUR/CHF-Kurs gibt einen Teil seiner Gewinne wieder ab und notiert im frühen Handel bei 0,9350.

Steigt EUR/CHF erneut auf 0,9660?

Der wirtschaftliche Schaden infolge der jüngsten Turbulenzen im Finanzmarkt ist noch unklar. In der Eurozone verschlechterte sich die Stimmung deutlich. Der Sentix Investor-Confidence-Index rutschte im April von -2,9 auf -19,5 ab. Eine schnelle Erholung der Eurozone könnte den Eurokurs in Richtung des Hochs von 0,9660 CHF, das am 14. März 2025 erreicht wurde, treiben.

Die Entwicklungen zeigen, dass Handel, Zölle und Anlegerstimmung weiterhin eng miteinander verknüpft sind. Die Aussagen von Präsident Trump und die Marktreaktionen beeinflussen Aktien- und Devisenkurse stark. Auf der anderen Seite könnten die, die pessimistisch bleiben wollen, auf das falsche Pferd setzen. Sie würden dann steigenden EUR/CHF- und Aktienkursen hinterherrennen.

Pessimistische Marktteilnehmer, die den aktuelle Anstieg der Kurse anzweifeln, sind oft solche, die sich in den letzten Tagen mit Derivaten gegen weitere Kursverluste abgesichert, oder solche Derivate ihren Kunden gegen Provisionseinnahmen verkauft haben. Sie brauchen einen erneuten Einbruch, um aus den teuren Derivaten rauszukommen. Bleibt der Kurseinbruch aus, müssen sie mit Verlusten glattstellen, was die Rallye weiter befeuert.