Warum der Euro bis 2030 zum Franken auf 0,84 sinkt
Derzeit bekommt man für einen Euro etwa 92 Rappen (0,9260 CHF). Doch dieser Kurs könnte in den nächsten Jahren sinken – auf rund 84 Rappen bis 2030. Der Grund dafür ist einfach: In der Eurozone steigen die Preise schneller als in der Schweiz.
Die Inflation im Euroraum liegt bei 2,2 %, in der Schweiz aber nur bei 0,3 %. Das bedeutet: Das Geld im Euroraum verliert jedes Jahr spürbar an Wert, während es in der Schweiz viel stabiler bleibt.
Wenn diese Entwicklung so weitergeht, dann verliert der Euro langfristig an Kaufkraft gegenüber dem Franken. Ein Euro wird dann nicht mehr so viel wert sein wie heute – und deshalb dürfte auch der Wechselkurs weiter fallen.
Man müsste also mehr Euro bezahlen, um denselben Betrag in Franken zu bekommen. Rechnet man diesen Effekt über fünf Jahre hoch, ergibt sich ein Kurs 84 Rappen (0,8400 CHF) je Euro im Jahr 2030.
Das ist natürlich nur eine einfache Rechnung – viele andere Dinge wie Zinspolitik, Wirtschaftslage oder Krisen spielen auch eine Rolle. Aber rein wegen der langsameren Preissteigerung in der Schweiz spricht vieles dafür, dass sich der Franken weiter stärken wird.
Darüber hinaus hat das Gesetz, dass die niedrigere Geldentwertung in der Schweiz den EUR/CHF-Kurs sukzessive nach unten zieht, in den letzten 26 Jahren gehalten.
Euro Schweizer Franken Kursentwicklung 1999-2025
Hier folgt eine zusammengeführte Analyse, die die langfristigen Kursbewegungen des EUR/CHF in absteigender zeitlicher Reihenfolge darstellt und dabei Schlüsselereignisse und fundamentale Faktoren berücksichtigt.

2024–2025: Fiskalinitiativen und geopolitische Spannungen
-
Handelskonflikte und Unsicherheiten: Aktuell ist ein Rückgang zu beobachten. Der EUR/CHF-Kurs sinkt nach im Zuge der agressiven Zollpolitik der USA; die die Finanzmärkte durcheinander wirbelnn auf 0,92.
-
Fiskalpolitische Maßnahmen: Ankündigungen zu gemeinsamen EU-Verteidigungsausgaben und fiskalischen Sonderprogrammen (ähnlich den Maßnahmen während der COVID-19-Welle) stützen den Euro.
-
SNB-Politik: Die Schweizerische Nationalbank (SNB) bleibt wachsam, um eine übermäßige Aufwertung des Franken zu verhindern, was in einem angespannteren globalen Umfeld immer wichtiger wird.
2022–2024: Ukrainekrieg, Energiekrise und Inflationsschock
-
Krieg und geopolitische Risiken: Der russische Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 löste neue Unsicherheiten aus. Dieser Konflikt führte zu einer heftigen Flucht in den sicheren Hafen Franken.
-
Energiekrise und Inflation: Parallel dazu führte die Energiekrise in Europa zu steigenden Inflationsraten. Die Europäische Zentralbank (EZB) und die SNB reagierten mit Zinserhöhungen, was den EUR/CHF-Kurs zusätzlich belastete.
2020–2022: Pandemie und Flucht in den Franken
-
COVID-19-Pandemie: Der Ausbruch der COVID-19-Pandemie im März 2020 verstärkte die Risikoneigung an den Märkten. Investoren suchten verstärkt den sicheren Hafen Schweizer Franken, wodurch der EUR/CHF-Kurs zeitweise unter 1.05 fiel.
-
Fiskal- und Geldpolitik: Die expansive Fiskalpolitik der EU, unter anderem durch den Einsatz von Wiederaufbaufonds, sorgte zwar für erste Stabilitätsimpulse, konnte aber die generelle Unsicherheit nicht vollständig ausmerzen.
2015–2020: Moderate Schwankungen und Seitwärtstrend
-
Nachwirkungen des „Franken-Schocks“: Nachdem die SNB am 15. Januar 2015 den Mindestkurs von 1.20 überraschend aufgehoben hatte, etablierte sich ein relativ stabiler, aber moderater Seitwärtstrend, in dem der EUR/CHF zwischen ca. 1.05 und 1.20 pendelte.
-
Externe Unsicherheiten: Ereignisse wie der Brexit, Handelskonflikte (insbesondere unter der Präsidentschaft von Donald Trump) und innenpolitische Unsicherheiten in europäischen Ländern sorgten immer wieder für kurzfristige Impulse und Schwankungen.
2011–2015: SNB-Mindestkurs und dessen Aufhebung
-
Einführung des Mindestkurses: Ab September 2011 setzte die SNB einen Mindestkurs von 1.20 EUR/CHF ein, um die negativen Effekte einer übermäßigen Frankenaufwertung und eine deflationäre Spirale in der Schweiz zu vermeiden.
-
Marktreaktion auf die Aufhebung: Die überraschende Aufhebung des Mindestkurses im Januar 2015 führte zu einem abrupten und starken Kursanstieg des Frankens – ein Ereignis, das bis heute als „Franken-Schock“ bekannt ist.
2008–2011: Finanzkrise und Euro-Schuldenkrise
-
Globale Finanzkrise: Mit dem Beginn der Finanzkrise 2008 kam es zu einer massiven Flucht in sichere Währungen. Der EUR/CHF-Kurs sank infolgedessen von über 1.60 rapide auf unter 1.10.
-
Euro-Schuldenkrise: Die anschließende Schuldenkrise in Südeuropa, insbesondere in Ländern wie Griechenland, verstärkte den Druck auf den Euro. Anleger reagierten defensiv, indem sie verstärkt in den traditionellen sicheren Hafen Schweiz investierten.
2004–2007: Aufwärtstrend im Zuge der wachsenden Eurozone
-
Wirtschaftlicher Aufschwung: In dieser Zeit profitierte der Euro von einem stetigen wirtschaftlichen Aufschwung in der Eurozone. Investoren zeigten Vertrauen in die künftige Entwicklung des Euroraums.
-
Geldpolitische Entscheidungen: Die EZB führte schrittweise Zinsanhebungen durch, während die SNB eine eher konservative Geldpolitik verfolgte. Dies führte insgesamt zu einem leichten Aufwertungstrend des Euro gegenüber dem Franken.
2001–2003: Konsolidierung und Anpassung an neue Realitäten
-
Marktanpassungen: Nach der Einführung des Euro begann eine Phase der Konsolidierung, in der sich die Märkte an die neue Währungsunion anpassen mussten.
-
Externe Schocks: Ereignisse wie die Anschläge vom 11. September 2001 sorgten für eine erhöhte globale Risikowahrnehmung. Dies führte zu einer verstärkten Nachfrage nach dem Schweizer Franken als sicherem Hafen, wenngleich die Auswirkungen zunächst moderat waren.
1999–2000: Einführung des Euro und erste Marktreaktionen
-
Geburt des Euro: Mit der Einführung des Euro im Jahr 1999 begann eine neue Ära. Die anfängliche Marktreaktion war von einer gewissen Zurückhaltung geprägt, da Investoren die langfristigen Entwicklungen abwägen mussten.
-
Frühe Stabilität: In den ersten Monaten blieb der EUR/CHF-Kurs moderat, da das Vertrauen in den neuen Euroraum langsam aufgebaut wurde und der Schweizer Franken als traditioneller sicherer Hafen weiterhin eine Rolle spielte.