
Der Euro bleibt gegenüber dem Franken vor der Generalversammlung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) im Aufwind, und so steigt der EUR/CHF-Kurs auf 0,9430. Das ist der höchste Stand seit 7. April 2025.
Die Schweizer Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter wirbt diese Woche in Washington bei US-Finanzminister Scott Bessent um Unterstützung, da die Wettbewerbsfähigkeit des Landes durch Zölle und eine stark erstarkte Währung doppelt belastet wird.
US-Präsident Trump beabsichtigt, 31% Zölle auf Güter aus der Schweiz zu verhängen. Für die EU sieht das Weiße Haus hingegen 20% vor. Sutter will die Zolllast senken.
SNB-Präsident Schlegel sind ein Stück weit die Hände gebunden. Sollte er während die Verhandlungen laufen am Devisenmarkt intervenieren, um den Schweizer Franken zu schwächen, käme das in den USA schlecht an. Bloomberg schreibt:
"Die Freiheit der Zentralbank, intervenierend die Stärke des Franken zu dämpfen, wird durch die Befürchtung eingeschränkt, die USA könnten sie als Währungsmanipulator bezeichnen."
Wegen des jüngsten Abschwächung des Schweizer Franken steht Schlegel nicht unmittelbar unter Druck. Auch der US-Dollar ist gegenüber dem Franken (noch) am steigen.
- Der Euro wertete seit seinem Tief am 11. April bei 0,9220 CHF um 2,3% auf.
- Der Dollar-Franken-Kurs (USD/CHF) stieg um 3,5%.
Während der Euro derzeit weniger anfällig ist gegen den Schweizer Franken erneut einzubrechen, sieht das beim US-Dollar anders aus.
Entscheidend für den USD/CHF-Kurs ist ein breiter Widerstand bei 0,8340-0,8390. Der Kurs, aktuell bei 0,8320, wird diese Widerstandszone zwar testen, dürfte aber daran scheitern, zurück über 0,84 zu klettern.
Eurokurs steigt auf 0,9410 CHF: Was läuft?
24.04.25 05:28EUR/CHF steigt auf 0,9410 – der höchste Stand seit zwei Wochen. Hintergrund ist die Verbesserung der Einkaufsmanagerindizes (PMI) für das Verarbeitende Gewerbe in der Eurozone und in Deutschland im April 2024. Bemerkenswert ist, dass dieser Anstieg der PMIs ausgerechnet in einer Phase erfolgt, in der die US-Regierung Anfang April sehr hohe Importzölle eingeführt hat.
Gerade wegen dieser neuen Handelshürden war mit einer Belastung für den europäischen Export gerechnet worden – insbesondere für die deutsche Industrie, die stark auf den Außenhandel ausgerichtet ist. Dass die PMIs dennoch anziehen, deutet auf eine überraschende Widerstandsfähigkeit der Industrie hin. Das stärkt kurzfristig den Euro, weil es die Konjunktursorgen dämpft. Der Anstieg des EUR/CHF auf 0,9410 spiegelt dieses neue Vertrauen wider.
Man sollte davon ausgehen, dass die Erholung der Industrie in den Euroländern nachhaltig ist und weitergeht. Demzufolge werden die negativen Effekte der US-Zölle nicht mehr im weitern Jahresverlauf zeitverzögert sichtbar werden.
EUR/CHF Entwicklung
Mit den aufeinanderfolgenden hohen Tagesgewinnen des Euros am 22. und 23. April hat sich die „Always-In“-Richtung von EUR/CHF von bärisch auf bullisch gedreht.
Die Always-In-Richtung beschreibt die grundsätzliche Marktrichtung, in der ein Devisenmarktakteur idealerweise „immer“ positioniert sein sollte – also ob man aktuell beim EUR/CHF-Kurs Long oder Short denken sollte.
Solange der Markt keine klaren Signale liefert, dass die bestehende Bewegung endet oder dreht, bleibt man in dieser Richtung „immer drin“. Es geht nicht darum, jede Korrektur zu handeln, sondern die übergeordnete Richtung zu erkennen.
Im Fall von EUR/CHF war die Always-In-Richtung seit Wochen bärisch – kleinere Erholungen wurden von Verkäufen abgelöst. Doch die zwei aufeinanderfolgenden starken Euro-Tagesgewinne am 22. und 23. April markieren einen Stimmungsumschwung.
Sie zeigen, dass Käufer jetzt die Kontrolle übernommen haben. In der Folge sollte man also vor allem in Richtung Anstieg denken – Rücksetzer bieten eher Kaufgelegenheiten als Short-Setups. Solche Wechsel der Always-In-Richtung sind besonders bedeutsam, wenn sie nach einer längeren Phase in die entgegengesetzte Richtung erfolgen – wie hier.
Die nächsten zwei Wochen
Das wahrscheinlichste Szenario für EUR/CHF in den nächsten 5 bis 10 Handelstagen sieht folgendermaßen aus:
- Zunächst ein kleiner Rücksetzer in den Bereich von 0,9350–0,9370.
- Danach dürfte sich ein bullischer Trendkanal etablieren, der in eine Fortsetzung der Aufwärtsbewegung mündet – mit einem möglichen Ziel bei 0,9480.
Dieses Kursziel ergibt sich aus einer einfachen Projektion: Die Differenz zwischen dem Eröffnungskurs vom 22. April und dem Schlusskurs vom 23. April wird gemessen. Diese Strecke – also das Momentum der aktuellen bullischen Bewegung – wird dann vom Schlusskurs des 23. April nach oben abgetragen. Das ergibt das Ziel von 0,9480.
Solche Projektionsmethoden basieren auf der Idee, dass starke Trendimpulse oft eine zweite Welle in vergleichbarer Größenordnung erzeugen. Unterstützt wird dieses Szenario durch den Wechsel der Always-In-Richtung auf bullisch. Ein Rücksetzer wäre aus technischer Sicht normal – viele Käufer warten oft auf eine kleine Korrektur, um einzusteigen.