Kursprognosen mit Price Action gewinnen

Kursprognosen mit Price Action gewinnen

Kursprognosen mit Price Action gewinnen

Price Action gewinnt Prognosen aus von Käufern und Verkäufern im Kurs bzw. Preis hinterlassenen Spuren. Sie ist ein Teilbereich der Technischen Analyse und vergleichbar mit einem Jagdhund auf Fährtensuche.

So wie der Hund nur seine Nase einsetzt, braucht Price Action nur den Kurs. Indikatoren wie MACD oder RSI kommen nicht zum Einsatz. Sie sind ein verspätetes Abbild der Kursentwicklung und ablenkend.

Price Action im weiteren Sinne fußt auf menschlichem Verhalten und hat daher eine genetische Grundlage. Sie ist damit universell anwendbar - von der Preisentwicklung eines Autos bis zur Eintrittskarte für den Zoobesuch.

An den Finanzmärkten tätige Händler nutzen Price Action zur Erzielung von Spekulationsgewinnen. Diese diskretionären Trader haben Price Action jahrelang wie eine Fremdsprache gelernt.

Im Hochfrequenzhandel treffen von Menschen programmierte Algorithmen in Sekundenbruchteilen Kauf- und Verkaufsentscheidungen. Die meisten beruhen auf Price Action gefilterten Statistiken.

Komplementär

Auf fundamentalen Daten wie Zinsen, Wirtschaftswachstum oder Unternehmenskennzahlen beruhende Prognosen ergänzen sich mit Price-Action-Prognosen.

Fundamentalprognosen geben die Richtung vor. Den genauen Verlauf zwischen Punkt A und B, ob der Kurs zum Beispiel erst drei oder viermal sinkt und dann auf B steigt oder ob es im ersten Anlauf klappt, bestimmt Price Action.

Messerscharfes Timing macht Price Action attraktiv. Hat man eine Spur gefunden, lässt sich beispielsweise sagen:

Die Wahrscheinlichkeit, dass der Kurs zuerst um 3 Cents steigt ist 60%, die Wahrscheinlichkeit, dass er zuerst 3 Cents sinkt ist entsprechend 40%.

Diskretionäre Trader nutzen eine simple Rechnung: Die Wahrscheinlichkeit multipliziert mit dem Gewinn muss größer sein als die Wahrscheinlichkeit multipliziert mit dem Verlust (je größer, desto besser).

Für obiges Beispiel ergibt sich: 60 mal 3 = 180. 40 mal 3 = 120. 180 > 120.

Weiteres Beispiel: Die Wahrscheinlichkeit, dass der EUR/CHF-Kurs um 2 Rappen steigt, bevor er um 1 Rappen sinkt, ist 40%.

Hier schlägt der auf Swing Trades spezialisierte Profihändler zu: 40 mal 2 = 80, 60 mal 1 = 60. 80 > 60.

Entscheidend ist, Zeitspannen abzupassen, in denen die Wahrscheinlichkeiten ungleichmäßig verteilt sind. Nur dann sind fundierte Prognosen des Kursverlaufs möglich.

Die meiste Zeit sind die Wahrscheinlichkeiten für eine gleichstarke Bewegung nach oben oder unten 50% zu 50% oder 55% zu 45%. Price Action kann in solchen Fällen den Kursverlauf nicht prognostizieren.

Zusammenfassung

Price Action ist ein Spezialwerkzeug für Kursprognosen. Sie kommt hauptsächlich an den Finanzmärkten zum Einsatz. Wer eine Fährte findet, ist in der Lage fundierte Prognosen mit Eintrittswahrscheinlichkeiten von 60%, manchmal 70%, zu treffen.

Der Einsatz von Price Action ist weitgehend auf das Spekulationsgeschäft limitiert: Profihändler und der Hochfrequenzhandel nutzen sie.

Exporteure und Importeure setzen sie bisher beim Währungsumtausch kaum ein. Man vertraut oft auf Fundamentalprognosen und Kausalzusammenhänge: "Weil sich das KOF Konjunkturbarometer verbessert, wird der Franken stärker."

Price Action ist auch die Kunst Geld von schwachen Tradern aufs eigene Konto zu überweisen

Um eine Prognose auf Basis der Price Action zu treffen, braucht in den meisten Fällen zwei "harte Gründe". Die zu finden, ist nicht immer leicht.

Beispiel:

Charttechniker sprechen ein Verkaufsignal auf den Euro-Franken-Kurs aus, wenn sie nach einem Aufwärtstrend eine Schulter-Kopf-Schulter-Formation sehen und der Kopf an einem längerfristigen, horizontalen Widerstand anliegt.

Aus der Sicht der Price Action sind das weiche Faktoren, keine harten Gründe, um eine Kursprognose zu treffen.

Sie wollen einen klaren Bruch (Breakout) der Aufwärtstrendlinie und des 20-exponenziell, geglätteten Durchschnitts (20 EMA) sehen, was normalerweise zwischen dem zweiten Teil des Kopfes und der rechten Schulter stattfindet.

Für Charttechniker ist es oft okay, wenn der Kurs die Aufwärtstrendlinie nur leicht bricht.

Bei der der rechten Schulter schauen Price-Action-Trader wieder ganz genau hin. Erfolgt der Anstieg auf die rechte Schulter in einem engen Kanal (Channel) mit wenig überlappenden Kerzen, rechnen sie trotz vorherigen Bruchs der Aufwärtstrendlinie mit einer Fortsetzung des Aufwärtstrends.

Charttechniker achten weniger auf die neu entfachte Aufwärtsdynamik. Jene, die auf Liniencharts schauen, sehen sie womöglich gar nicht. Ist die Schulter-Kopf-Schulter-Formation komplett, prognostizieren sie einen Rückgang auf die Halslinie (das ist eine gedachte Linie, die die Tiefs von linken Schulter, Kopf und und rechter Schulter verbindet).

Selbst wenn der Anstieg zur rechten Schulter nicht per steilen Aufwärtskanal, sondern relativ flach mit vorwiegend überlappenden Kerzen verläuft, sind Price-Action-Trader nicht zufrieden.

Sie wollen eine starke Trendumkehr-Kerzenformation (Reversal) sehen. Das kann ein 1-Kerzen-Reversal sein, aber auch 5-Kerzen-Reversal.

Nach dem Reversal muss der EUR/CHF-Kurs noch ein Zehntausendstel (1 Pip)  unter das Tief der Umkehr-Kerze sinken. Erst jetzt wird der Price Action zufolge ein Verkaufsignal auf den Euro ausgelöst.

Die Fertigkeit eines geübten Price-Action-Lesers besteht darin, die einzelnen Detailgründe zu zwei großen Gründen zu bündeln.

1. Grund: Der Bruch der Aufwärtstrendlinie gefolgt von dem Anstieg zur rechten Schulter und der erneut beginnende sinkende Eurokurs ist ein Breakout Pullback Short Entry

2. Grund: Die bärische Reversal-Kerze(n)-Formation und der Rückgang um 1 Pip unter ihr Tief ist der zweite Grund: Gute Signalkerzen-Formation.

Brotlose Kunst

Das Visualisieren einer Schulter-Kopf-Schulter-Formation oder eines horizontalen Widerstandes ist aus der Sicht der Price Action eine brotlose Kunst.

In den meisten Fällen ist eine Schulter-Kopf-Schulter-Formation ohnehin eine Trading Range, auf die eine Trendfortsetzung folgt.

Price-Action-Trader nutzen das aus: Sie wissen, wo die schwachen Trader, die davon ausgehen, dass eine Schulter-Kopf-Schulter-Formation zu einer Trendumkehr führt, ihre Stop-Loss-Aufträge platziert haben.

Sie kaufen genau dort, wo die schwachen Trader per ausgelöstem Stop-Loss zurückkaufen müssen.

Dadurch sind Price-Action-Algorithmen und diskretionäre Trader in die Lage, fortwährend Geld von den Konten schwacher Trader auf ihre eigenen Handelskonten zu holen.

Spike und Channel: Tritt häufig auf, ist sehr zuverlässig

Die meisten Aufwärtstrends verlaufen nach demselben Muster: Am Anfang steht ein rascher Anstieg (Spike). Daraufhin folgt ein Rückgang (Pullback) und dann ein Aufwärtskanal (Channel).

Bei einem Abwärtstrend kommt es zu einem scharfen Rückgang, einem Pullback nach oben und dann einem Abwärtskanal.

Spike-und-Channel-Formationen treten häufig auf und sind eine der wichtigsten Formationen der Price Action. Sie sind facettenreich und nicht immer leicht zu erkennen.

Drei Eigenschaften sind wichtig (Spike-und-Channel nach oben):

  1. In der Channel-Phase eines Aufwärtstrends gibt es mindestens zwei höhere Hochs. Das erste höhere Hoch übertrifft den Spike. Das zweite höhere Hoch übertrifft das erste höhere Hoch.
  2. Einem Spike-und-Channel folgt ein Rückgang auf den Pullback-Kurs. Findet der Kurs dort Unterstützung, entsteht ein Double Bottom. Der Kurs beginnt nun wieder zu steigen. Der Anstieg beträgt in der Regel ein Viertel der Höhe der Spike-und-Channel-Formation. Damit ist die Formation beendet.
  3. Schlägt die Etablierung des Double Bottom fehl, fällt der Kurs tiefer. Das kommt allerdings nicht so häufig vor.

Hintergrund

Der Channel zusammen mit dem Rückgang auf den Pullback-Kurs bilden eine größere Trading Range.

Umgekehrt komplettiert bei einem Channel nach unten der Anstieg auf den Pullback-Kurs die Trading Range.

Haben die Kerzen des Channels viel Überlapp, ist das bereits Indiz dafür, dass hier eine Trading Range entsteht.

In wenigen Fällen bleibt das Zurückrudern auf den Pullback-Kurs aus. Dann liegt ein starker Aufwärts- bzw. Abwärtstrend vor.

Kerzenchart Wechselkurs Euro CHF mit Prognose-Pfeilen bis Mai 2023